Sens [1]

[346] Sens (spr. ßāngs), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Yonne, 76–159 m ü. M., an der Yonne, die hier die Vanne aufnimmt, Knotenpunkt der Lyoner und Ostbahn, hat eine schöne frühgotische Kathedrale St.-Etienne (12.–14. Jahrh.) mit zwei Türmen (davon einer 73 m hoch, mit zwei riesigen Glocken aus dem 16. Jahrh.), Glasmalereien, Grabmälern des Dauphins, Vaters Ludwigs XVI., seiner Gattin und des Kanzlers Duprat sowie mit reicher Schatzkammer, 4 andre alte Kirchen, die Officialité (ehemals erzbischöfliches Gerichtshaus) aus dem 13. Jahrh., einen erzbischöflichen Palast (16. Jahrh.), ein schönes Rathaus (1902) und Denkmäler von Jean Cousin und Thénard. S. zählt (1901) 14,878 Einw. und hat Fabriken für Kunstdünger, Spanischweiß, Fahrräder und Automobile, Ackergeräte und Rasiermesser, Gerbereien sowie Handel. Die Stadt ist Sitz eines Erzbischofs und eines Handelsgerichts und hat ein Lyzeum, ein geistliches Seminar, eine Bibliothek von 20,000 Bänden, ein Museum mit gallisch-römischen Altertümern, ein Theater, eine Handelskammer. – S. ist das alte Agedincum, die Hauptstadt der Senonen. Später war es der stark befestigte Hauptort der Grafschaft Sénonais in der Champagne, seit dem 4. Jahrh. Sitz eines Bischofs, dann eines Erzbischofs, der seit Theodosius d. Gr. den Titel Primas von Gallien und Germanien führte. Auf der Synode in S. wurde 1140 Abälard als Ketzer verurteilt. Die Stadt war 1163–65 Sitz des aus Italien geflüchteten Papstes Alexander III. Vgl. Tarbé, Recherches historiques sur la ville de S. (2. Aufl., Par. 1888); Heuré, S. et ses environs (Sens 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 346.
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