Gjorgjevitsch

[875] Gjorgjevitsch, Wladan, Mediziner, geb. 3. Dez. 1844 in Belgrad, studierte in Prag und Wien, war im deutsch-französischen Kriege beim Transport der Verwundeten in Mainz und dann als ordinierender Lazarettarzt zu Frankfurt a. M. tätig, ließ sich 1871 in Belgrad als Arzt nieder, wurde 1871 Chef des Militärhospitals, 1873 Leibarzt des Fürsten Milan und bald dessen einflußreicher Vertrauter. Im ersten serbisch-türkischen Krieg 1876 war G. Chef des Sanitätswesens beim Morawa-Timoker Armeekorps und im zweiten Kriege (1877–78) Chef des Sanitätswesens im Generalstab des Oberkommandos. 1879 wurde er Chef des Medizinalwesens im Ministerium des Innern, als welcher er ein systematisches Sanitätswesen mit unabhängigem Budget schuf. Auch das Turnwesen führte G. in Serbien ein. Er übersetzte Billroths »Allgemeine Chirurgie« und Langenbecks »Chirurgische Klinik« ins Serbische, gab einige Handbücher über den Sanitätsdienst heraus und schrieb: »Militärärztliche Briefe« (Belgrad 1872); »Die Geschichte des Heeressanitätswesens in Serbien« (1879, Bd. 1); »Sammlung serbischer Sanitätsgesetze« (1879, 3 Bde.); »Die öffentliche Gesundheitspflege in Serbien, Vortrag« (Berl. 1883). Seit 1875 gab er die Monatsrevue »Vaterland« heraus. Auch veröffentlichte er: »Novellen« (2. Aufl., Pancsowa 1879ff., 4 Bde.); »Reisenovellen« (3 Bde.); den historischen Roman »Stefan Dusan«, ein Drama u. a. Später wandte sich G. dem politischen Leben zu, wurde 1888 Kultusminister und zugleich Vertreter des Volkswirtschaftsministers. Nach der Abdankung Milans wurde er pensioniert, aber 1891 zum Gesandten in Athen und 1893 in Konstantinopel ernannt. 1897 übernahm er die Bildung eines neutralen Kabinetts und in diesem das Präsidium und das Äußere, trat aber 1900 zurück, als der König sich mit Draga Maschin verlobte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 875.
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