Billroth

[880] Billroth, Theodor, Mediziner, geb. 26. April 1829 in Bergen auf Rügen, gest. 6. Febr. 1894 in Abbazia, studierte in Greifswald, Göttingen und Berlin, wurde 1855 Assistent an der chirurgischen Universitätsklinik in Berlin, 1860 Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik in Zürich, 1867 in Wien. 1870–71 war er in deutschen Lazaretten am Rhein tätig. 1887 wurde er zum Mitgliede des österreichischen Herrenhauses ernannt. 1897 wurde ihm in der Wien er Universität ein Denkmal errichtet. B. war einer der bedeutendsten und vielseitigsten Chirurgen der Gegenwart, nicht nur ein genialer Operateur (Magenresektion, Exstirpation des Kehlkopfes), sondern auch ein tüchtiger Mikroskopiker, Patholog und durch seine große kriegschirurgische Erfahrung eine Autorität auf dem Gebiete der Kriegsheilkunde. Seine geschichtliche Bedeutung beruht besonders auf der Betonung der Notwendigkeit der streng anatomisch-mikroskopischen Richtung und der Pflege der pathologisch-anatomischen Forschung. Er schrieb: »Über den Bau der Schleimpolypen« (Berl. 1855); »Über die Entwickelung der Blutgefäße« (das. 1856); »Beobachtungsstudien über Wundfieber und akzidentelle Wundkrankheiten« (das. 1862); »Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie« (das. 1863; 15. Aufl. mit Winiwarter, 1893; in mehrere Sprachen, auch ins Japanische, übersetzt); »Chirurgische Klinik, Zürich 1860–1867« (das. 1869), »Wien 1868« (das. 1870), »Wien 1869–1870« (das. 1872) und »Wien 1871–1876« (das. 1879); »Chirurgische Briefe aus den Kriegslazaretten in Weißenburg und Mannheim 1870« (das. 1872); »Untersuchungen über die Vegetationsformen von Coccobacteria septica« (das. 1874); »Über das Lehren und Lernen der medizinischen Wissenschaften« (Wien 1876); »Über den Transport der im Feld Verwundeten und Kranken« (mit I. v. Mundy, das. 1874; auch franz.); »Die Krankenpflege im Hause und im Hospital« (6. Aufl., das. 1899). Er gab heraus mit Pitha das »Handbuch der allgemeinen und speziellen Chirurgie mit Einschluß der topographischen Anatomie, Operations- u. Verbandlehre« (Stuttg. 1865–1886, 4 Bde.), mit Lücke u. a. die »Deutsche Chirurgie« (das. 1879 ff., fortgesetzt von Bergmann und Bruns). Auch war B. Mitherausgeber von Langenbecks »Archiv für klinische Chirurgie«. Aus seinem Nachlaß erschien: »Wer ist musikalisch?« (3. Aufl., Berl. 1898) u. Briefe (hrsg. von Fischer, Hannov. 1895, 5. Aufl. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 880.
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