Goßmann

[150] Goßmann, Friederike, Schauspielerin, geb. 23. März 1838 in Würzburg als Tochter eines Gymnasialprofessors. Nachdem sie durch Konstanze Dahn in München ihre theatralische Ausbildung erhalten, debütierte sie daselbst 1853 als Leonie (»Frauenkrieg«) und ging dann nach Königsberg, wo sie, wie auch in Elbing, Danzig und Gumbinnen, ungewöhnliches Interesse erregte. 1855 kam sie an das Thaliatheater in Hamburg, 1857 an das Hofburgtheater in Wien. Hier spielte sie zuerst die Grille, eine Rolle, die durch sie eine typische Gestaltung erhielt und mit ihrem Namen gleichsam identisch wurde. Infolge ihrer Vermählung mit dem Baron, spätern Grafen Karl v. Prokesch-Osten (1861), zog sie sich von der Wiener Hofbühne zurück. 1862–67 gastierte sie noch während der Wintermonate auf den größern Bühnen Deutschlands, in St. Petersburg und Amsterdam; später wirkte sie nur noch in Wohltätigkeitsvorstellungen mit und lebt jetzt meist in Gmunden. Aus ihrem Repertoire sind Lorle (»Dorf und Stadt«), Julie (»Sie schreibt an sich selbst«), Hermance (»Kind des Glücks«), Margarete (»Erziehungsresultate«), JeanneLady Tartüffe«) und die Picarde hervorzuheben. Natürlichkeit nach der neckischen wie nach der rührenden Seite hin war der Reiz, der alle ihre Darstellungen umgab und das Ergebnis ihrer sorgfältigsten Studien stets wie Äußerungen des Augenblicks erscheinen ließ.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 150.
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