Goyaz

[191] Goyaz, Binnenstaat Brasiliens, zwischen 5°10´-19°20´ südl. Br. und 47°4´-53°18´ westl. L., begrenzt von Minas Geraës, Bahia, Maranhão, Para und Mato Grosso, ist 747,311 qkm groß. Das Land gehört dem meist trocknen, mit Gras, Buschwerk und niedrigen Wäldern (Catingas und Campos) bedeckten Tafelland Brasiliens an; an der Ostgrenze bilden mäßig hohe Gebirgszüge (Serra das Mangabeiras, do Duro, da Tabatinga, do Paranan) die Wasserscheide gegen den Parnahyba und Sao Francisco, während im S die Serras Cayapo, Divisiŏes de Rio Claro, dos Pyreneos das Flußgebiet des Rio Grande (Araguaya) an der Westgrenze und des den Staat mitten durchfließenden Tokantins, von dem des Paranahyba, der die Südostgrenze bildet, scheiden. An diesen Flüssen findet man üppige Wälder, so auf der zwischen zwei Armen des Araguaya eingeschlossenen, 370 km langen Insel Bananal und zwischen den Städten G. und Meia Ponte. Das Klima im Süden ist gesund, im tiefer gelegenen Norden aber sind Fieber (sogen. Faulfieber und perniziöse Fieber) verbreitet. Die Einwohner (1890: 227,572, nur 0,3 auf 1 qkm, ohne die etwa 20,000 wilden Indianer) bestehen vorwiegend aus Mischlingen von Negern, Indianern und Weißen. Die Goya-Indianer, nach denen die Provinz genannt ist, sind längst ausgestorben; aber große Gebiete sind noch im Besitz von wilden Indianern, namentlich Cayapos und Carajas, nur wenige leben in den vom Staat unterhaltenen Missionen. Viehzucht bildet die Haupterwerbsquelle, in den Flußtälern werden für den einheimischen Verbrauch Zuckerrohr, Mais, Mandioka, Tabak und Baumwolle gebaut. Die früher ergiebigen Gold- und Diamantengruben sind nahezu erschöpft, Eisen, Steinsalz werden kaum ausgebeutet. An Verkehrswegen fehlt es, doch befahren seit 1869 kleine Dampfer den Araguaya und den untern Tokantins. G. zog schon im 17. Jahrh. Gold- und Diamantensucher an, wurde aber erst 1722 von dem Paulisten Bartolomeo Bueno da Silva in Besitz genommen. Von 1749–55 betrug der Goldertrag jährlich an 6 Mill. Mk., seitdem verminderte er sich von Jahr zu Jahr. Die Fortschritte seit der Unabhängigkeitserklärung sind nur gering. – Die gleichnamige Hauptstadt (früher Villa Boa) liegt an einem Nebenfluß des Araguaya, dem Rio Vermelho, der 70 km von der Stadt schiffbar wird, hat meist einstöckige Häuser, aus ihrer bessern Zeit noch ansehnliche öffentliche Gebäude, wie Kathedrale, Regierungspalast und Rathaus, ist Sitz eines Bischofs, eines Appellationstribunals und einer theologischen Fakultät und hat 3000 Einw.; das Munizipum G. hatte (1890) 17,181 Einw.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 191.
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