[857] Minas Geraës (spr. minasch scherāisch), Binnenstaat Brasiliens (s. Karte »Brasilien«), zwischen 13°55'23°2' südl. Br. und 39°37'50°58' westl. Länge, grenzt im N. an Bahia, im O. an Espirito Santo, im S. an Rio de Janeiro und São Paul o, im W. an Goyaz und hat 574,855 qkm Fläche mit (1890) 3,184,099 (1900 geschätzt auf 4,277,000) Einw. (5 auf 1 qkm). Der Staat wird ganz vom Hochland des innern Brasilien mit einer mittlern Höhe von 580 m eingenommen und besteht überwiegend aus Campos, mit Gras oder niedrigem Buschwerk bedeckten Steppen, über denen sich die Serra dos Aymores im O., die Serra da Mantiqueira (Itatiaya 2712 m) im S., die Serra do Espinhaço (Itacolumi 1750 m) und die Serra da Matta da Corde in der Mitte und eine Reihe mäßig hoher Züge an der Westgrenze erheben. Nur die östlichen Abhänge der Gebirge bis zur Serra do Espinhaço sowie die Täler der Flüsse sind mit schönem Wald bestanden. Die östlichen und südlichen Gebirge setzen sich aus Gneisgranit zusammen, dagegen herrschen in der Serra do Espinhaço kristallinische Tonschiefer mit Itakolumit (s. d.) vor. Die Bewässerung ist reichlich; acht größere Flüsse entspringen in diesem Staate: São Francisco, Pardo, Jequitinhonha, Mucury, Doce und Paranahyba fließen dem Atlantischen Meer zu, an der Südwestgrenze bildet der Rio Grande mit dem Paranahyba den Parana. Von diesen Flüssen sind innerhalb des Staates nur schiffbar der São Francisco (430 km) nebst seinen Nebenflüssen Paracatu, Urucuia und Rio dos Velhas für kleinere Fahrzeuge, doch verhindern Wasserfälle im Unterlaufe die Schiffahrt. Das Klima ist heiß in der Region der Urwälder, mäßig warm und gesund auf dem Hochland, an manchen Stellen kommt sogar Nachtreif vor. Die Bevölkerung besteht zumeist aus Indianern und Negern sowie aus Mischlingen derselben und der spärlichen Weißen; auch 10,000 freie Indianer (Botokuden) finden sich noch. Seit 1851 haben eingewanderte Deutsche die Kolonien Mucury (s. d.) und Dom Pedro II gegründet. Hauptbeschäftigung ist Landbau und Viehzucht. Kaffee und Zucker sind die Hauptprodukte des tiefern Landes und der östlichen Waldbezirke, Bohnen, Mais, Mandioka, Kartoffeln und Getreide die der Hochebenen. Außerdem werden Tabak, Baumwolle und Reis gewonnen. Die Rindvieh- und Schweinezucht ist wichtig, der Minaskäse geschätzt. Der Bergbau (auf Gold, Diamanten und etwas Eisen) hat sehr abgenommen. An Mineralquellen ist der Staat ziemlich reich. Die Industrie beschränkt sich auf Handstuhlweberei, Sattlerei und Zigarettenfabrikation. Dem Handel förderlich sind außer den genannten Flüssen die von Rio de Janeiro und Caravellas immer weiter vordringenden Eisenbahnen. Hauptstadt ist Ouro Preto (s. d.). M. zog seit der Entdeckung von Gold und Diamanten 1573 Paulisten an, denen später Portugiesen folgten. Erst 1709 wurde nach blutigen Kämpfen der Widerstand der Mineiros gebrochen. Auch 178892, dann 1822 und 1842 erhob sich die Provinz gegen die Zentralregierung.