Grässe

[244] Grässe, Johann Georg Theodor, Bibliograph und Literarhistoriker, geb. 31. Jan. 1814 in Grimma, gest. 27. Aug. 1885 in Wackerbarthsruhe bei Dresden, studierte in Leipzig unter Hermann Philologie und lief; sich dann in Dresden nieder, wo er 1843 zum Bibliothekar des Königs, 1848 zum Inspektor des Münzkabinetts, 1861 zum Direktor der Porzellansammlung und 1864 zum Direktor des Grünen Gewölbes mit dem Hofratstitel ernannt wurde. Er trat 1882 in den Ruhestand. Sein »Lehrbuch einer allgemeinen Literargeschichte aller bekannten Völker der Welt« (Leipz. 1837–60, 4 Bde. in 13 Abtlgn.) war durch die Fülle bibliographischer Nachweisungen und die Masse des zusammengetragenen Stoffes ein seltenes Denkmal deutschen Sammlerfleißes, behandelte jedoch die Literatur mehr vom bibliographischen als vom historischen Standpunkt aus. Einen Auszug daraus mit berichtigender Umarbeitung gab er als »Handbuch der allgemeinen Literaturgeschichte« (Dresden 1844–50, 4 Bde.) heraus. Rein bibliographische Arbeiten sind: die »Bibliotheca magica« (Leipz. 1843); die »Bibliotheca psychologica« (das. 1845) und der »Trésor des livres« (Dresd. 1857–67, 6 Bde.; Suppl. 1869). Von seinen Forschungen über die Sagen des Mittelalters sind außer der Übersetzung der »Gesta Romanorum« (Dresd. 1842, 2 Bde.; Neudruck, Leipz. 1904) und der kritischen Ausgabe der »Legenda aurea« des Jarobus a Voragine (Dresd. 1846) zu nennen: »Die Sage von dem ewigen Juden« (das. 1844), »Die Sage vom Ritter Tannhäuser« (das. 1846; 2. Aufl. u. d. T.: »Der Tannhäuser und ewige Jude«, 1861), »Beiträge zur Literatur und Sage des Mittelalters« (das. 1850), »Sagenschatz des Königreichs Sachsen« (das. 1855, 2. Aufl. 1874), »Sagenbuch des preußischen Staats« (Glog. 1866–71, 2 Bde.) und »Geschlechts-, Namen- und Wappensagen des Adels deutscher Nation« (Dresd. 1876). Er schrieb ferner: »Handbuch der alten Numismatik« (Leipz. 1853); »Beiträge zur Geschichte der Gefäßbildnerei« (Dresd. 1853); »Guide de l'amateur de porcelaines et de poteries« (das. 1864, 9. Aufl. 1901); »Guide de l'amateur d'objets d'art et de curiosité« (das. 1871, 2. Aufl. 1876); »Beschreibender Katalog des Grünen Gewölbes« (5. Aufl. 1881) und »der königlichen Porzellansammlung« (1873). Weitere Werke von G. sind: die Märchensammlung »Nord und Süd« (Dresd. 1858, mit Asbjörnson); »Jägerbrevier« (das. 1857; 2. Aufl., Wien 1869); »Jägerhörnlein« (Dresd. 1861); »Hubertusbrüder« (Wien 1875); »Des deutschen Landmanns Practica« (Dresd. 1859); »Orbis latinus, Verzeichnis der lateinischen Benennungen der bekanntesten Städte etc.« (das. 1861); »Bierstudien. Ernst und Scherz, Geschichte des Bieres und seiner Verbreitung« (das. 1872); »Die Quelle des Freischütz« (das. 1875); »Sachsens Fürsten aus dem Hause Wettin« (das. 1876) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 244.
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