Grützner

[471] Grützner, Eduard, Maler, geb. 26. Mai 1846 zu Großkarlowitz in Schlesien, besuchte das Gymnasium in Neiße und suchte sich hier ohne Anleitung zum Künstler auszubilden, bis der Architekt Hirschberg sein Talent erkannte und ihn 1864 nach München brachte, Nachdem G. einige Zeit in der Akademie Unterricht erhalten, trat er 1865 in die Schule Pilotys. Er malte zunächst sieben Ölbilder für die Decke eines Gemachs in Hirschbergs Haus, die Künste darstellend, und trat 1869 mit mehreren Gemälden vor das Publikum, in denen sich seine große Begabung für das humoristische Fach zuerst ossenbarte. Anfangs entlehnte er Shakespeare seine Stoffe: Falstaff in der Kneipe der Frau Hurtig, die Musterung der Rekruten aus »Heinrich IV.«, Illustrationen zu »Was ihr wollt«, der Überfall im Hohlweg, die Geschichte von den Steifleinenen, Falstaff im Wäschkorb etc. Ein Falstafszyklus in sieben Kartons befindet sich im Museum zu Breslau. Dazwischen malte er: Mephisto und die Tänzerin hinter den Kulissen, in der Theatergarderobe. Sein hauptsächlichstes Stoffgebiet ist jedoch das Leben der Mönche, dem er eine große Anzahl humoristischer Motive entnommen hat, die seinen Namen populär gemacht haben. Die bekanntesten dieser Bilder sind: Weinprobe, im Klosterbräustübchen, Klosterschneider, im Klosterbräustübchen beim Abendgebetläuten, die Klosterbrauerei, die Klosterschäfflerei, die lustige Lektüre in der Klosterbibliothek, im Dominikanerkeller, Rasiertag im Kloster, die Klosterküche (im Museum zu Königsberg), die alte Chronik, Siesta im Kloster, ein Konzert zu Ehren des Kardinals, Klosterfriede (1891, in der Neuen Pinakothek zu München), Klosterkegelbahn (1893), Quartett (im Städelschen Museum zu Frankfurt a. M.). Auch dem Jägerleben weiß er die komischen Seiten abzugewinnen, wie sein Jägerlatein, die Tarockpartie, schwere Wahl und der Sonntagsjäger zeigen. Von seinen übrigen Werken sind zu nennen: Das dreiteilige Bild Schnaps, Bier und Wein, der schlesische Zecher und der Teufel (in der Pinakothek zu München), die Ausschmückung einer Kirche zum Marienfest und die sieben Todsünden, ein Zyklus von Zeichnungen. G. weiß sehr lebendig zu zeichnen, beherrscht die Technik mit voller Meisterschaft und besitzt ein hervorragendes Talent für treffende Charakterisierung, verbunden mit glücklichem Farbensinn. In photographischer Vervielfältigung erschienen von ihm »Studienblätter« (Bresl. 1889 u. 1896), »Grützner-Album« (Münch. 1892) u. a. Vgl. v. Ostini, Grützner (Bielef. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 471.
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