Grouchy

[433] Grouchy (spr. grūschi), Emanuel, Graf von, Marschall von Frankreich, geb. 23. Okt. 1766 in Paris, gest. 29. Mai 1847, betrat in seinem 14. Jahre die kriegerische Laufbahn und war in seinem 19. bereits Kapitän bei der königlichen Leibgarde. Beim Ausbruch der Revolution schloß er sich der liberalen Partei an, befehligte 1793 die Kavallerie der Alpenarmee, wurde 1795 Divisionsgeneral und Chef des Generalstabes bei der Westarmee, kommandierte 1798 unter Joubert in Piemont, schlug dann den General Bellegarde bei Tortona, ward aber bei Novi schwer verwundet und gefangen. Nach seiner Befreiung (1799) ging er zu Moreaus Armee in Deutschland und hatte entscheidenden Anteil an der Schlacht bei Hohenlinden. Auch den Feldzügen von 1806 und 1807 wohnte er mit Auszeichnung bei und kommandierte in dem Feldzug von 1809 bei Wagram die gesamte Reiterei mit solcher Geschicklichkeit, daß ihn Napoleon I. zum Großoffizier des Reiches und Generalobersten der Jäger ernannte. 1813 nahm er seine Entlassung, als ihm der Kaiser seine Bitte um das Kommando eines Armeekorps abschlug. Nachdem die Alliierten 1814 den Rhein überschritten hatten, erhielt er den Oberbefehl über die Kavallerie und ward bei Craonne schwer verwundet. Als Napoleon von der Insel Elba zurückkehrte, trat er sogleich zu ihm über, schlug im Süden mehrere königliche Truppenkorps unter dem Herzog von Angoulême und wurde dafür zum Marschall ernannt. Nach der Schlacht bei Ligny erhielt er den Befehl, mit 35,000 Mann und 100 Kanonen die preußische Armee zu verfolgen. Am 18. Juni stieß er bei Wavre auf das preußische Korps v. Thielmann, das er, dem ausdrücklichen Befehl des Kaisers buchstäblich folgend, angriff. Daß er nicht auf den Kanonendonner von Waterloo Napoleon dorthin zu Hilfe eilte, machte ihm dieser zum schweren Vorwurf. Von Wavre zog G. sich geschickt auf Namur und Paris zurück. Nach der Einnahme von Paris ging er als Verbannter nach Nordamerika, erhielt aber 1819 die Erlaubnis zur Rückkehr, Nach der Julirevolution trat er als Deputierter in die Kammer, ward 1831 als Marschall bestätigt und 1832 zum Pair erhoben. Vgl. die von seinem Enkel herausgegebenen »Mémoires du maréchal de G.« (Par. 1873–74, 5 Bde.).[433]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 433-434.
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