[505] Guillochieren (franz., spr. gi[l]josch-, angeblich nach dem Erfinder, Namens Guillot), die Herstellung gewisser, den Gravierungen verwandter Verzierungen (Guilloche) auf Metallen (Uhrgehäusen, Dosen, Medaillons, Gold-, Silber-, Neusilber- etc. Waren)[505] mit Hilfe von Grabsticheln, die, in gesetzmäßiger Weise mechanisch geführt (Guillochiermaschine), Linien einschneiden. Eine Platte P (Fig. 1) sei beweglich in der Richtung v, in der Richtung s und in der Drehrichtung d um die Achse m.
Über der Platte P schwebe der Stichel a an einem um b drehbaren Winkelhebel a b c, der sich mittels einer Feder oder eines Gewichts mit dem Stift (Taster) i gegen eine gezackte Scheibe (Patrone) S legt. Macht nun P eine Bewegung in der Richtung v und liegt a still, so entsteht auf P eine gerade Linie, die sich wiederholt, wenn P nach jedem Zug in der Richtung s um eine gewisse Länge verschoben wird: das Ergebnis ist dann die geradlinige Schraffur (a, Fig. 2). Dreht sich während dieses Vorganges die Patrone S, so gerät a in Schwingung um b: es entstehen Wellenlinien (b). Dreht sich P um m bei stillstehendem a, so bilden sich auf P konzentrische Kreise (e), wenn P nach jeder Drehung entsprechend in der Richtung s verrückt wird.
Findet daneben aber auch die Schwingung von a statt, so kommen Wellenkreise (d) zum Vorschein. Aus diesen vier Elementen setzen sich die Guillochierungen zusammen. Die Form der Wellen hängt ab von der Geschwindigkeit der Platte P und der Patrone S, indem sie um so flacher wird, je geringer unter gleichen Umständen die Umdrehzahl von S ist und umgekehrt. Ferner wird sie bedingt durch die Gestalt der Patrone S und die Bewegung von P. Wird z. B. P gleichzeitig um m gedreht und längs v ein-, zwei-, drei- etc. mal während einer Umdrehung hin und her geschoben, so entstehen Wellenovale, Wellendreiecke, Wellenvierecke etc.; dreht sich der Stift a im Kreise um b, so erzeugt er die verschiedensten Cykloiden od. Radlinien, je nachdem sich P nur verschiebt oder nur dreht, oder verschiebt u. dreht (Fig. 3 u. 4); erfolgt nach jeder Umdrehung von P eine Verstellung der Schablone (Fig. 5) um eine halbe Zacke, so gelangt man zu den Schuppen (Fig. 6).
Den beiden Hauptteilen P und S entsprechend ist daher auch die Guillochiermaschine aus zwei Mechanismen zusammengesetzt, dem Drehwerk und dem Guillochierwerk. Das Drehwerk mit der Platte P zur Aufnahme des Arbeitsstückes ruht drehbar mit einem vertikalen Zapfen auf einem einfachen Gestell und daneben nur etwas höher, das Guillochierwerk ebenfalls mittels Schlitten verstellbar. Die Drehung und Verschiebung aller Teile erfolgt von einer Handkurbel aus, die zunächst die Welle der Patrone S in Drehung setzt, die dann durch Kegelräder und Wellen auf das Drehwerk übertragen wird. Dabei lassen sich die einzelnen Teile nach Bedürfnis aus- und einrücken. Sehr oft findet das G. auf der Drehbank statt und zwar mit Hilfe des sogen. Versetzkopfes (s. Ovalwerk) an der Spindel und eines besondern Stichelführers. Besondere Anwendung findet die Guillochiermaschine als Schraffier- und Graviermaschine, dann zur Herstellung von Druckplatten sowohl für den Buchdruck als auch für den Stein- und Kupferdruck (auf Wertscheinen und Banknoten etc.) zu Einfassungen, als Verzierungen selbst großer Bildflächen. Vgl. Faulmann, Geschichte der Buchdruckerkunst (Wien 1882).