Guzmán Blanco [2]

[557] Guzmán Blanco, Antonio, Präsident der Republik Venezuela, geb. 1830 in Carácas, gest. 28. Juli 1899 in Paris, Sohn des berühmten Statistikers Leocadio G., zeichnete sich schon als junger Mann als Journalist und liberaler Parteigänger aus. Während des Bürgerkriegs von 1866–67 kämpfte er auf der Seite der Föderalisten unter General Falcon. Als während dessen Abwesenheit Venezuela sich wieder der Anarchie preisgegeben sah, setzte G. 1870 die sogen. Aprilrevolution ins Werk und wurde zum provisorischen Präsidenten ernannt. Drei Jahre übte General G., vom Kongreß ermächtigt, eine Art liberaler Diktatur aus, bis er im Februar 1873 zum Präsidenten auf vier Jahre ernannt wurde. Als solcher hat G. ein Regiment des aufgeklärten Despotismus geübt, das für Venezuela die glücklichste Zeit seit der Trennung von Spanien bildete, ihm selbst aber den Beinamen El ilustre Americano einbrachte. Er mehrte den öffentlichen Kredit, knüpfte engere Beziehungen mit den europäischen Mächten an, führte Schulen, selbst in den indianischen Dörfern, ein, gründete wissenschaftliche Institute und eröffnete die erste Eisenbahn des Landes. Er trat 20. Febr. 1877 zurück, nachdem er noch durch ein neues Gesetzbuch das Recht des Landes wiederhergestellt hatte. Unter seinem Nachfolger aber brachen sofort wieder Unruhen aus, die 1879 mit der Rückberufung Guzman Blancos endeten. Er stellte rasch die Ordnung wieder her und hat noch zweimal die Präsidentschaft bekleidet. Am 10. Aug. 1887 trat er endgültig zurück und ging, zunächst als Gesandter, nach Paris, wo er den Rest seines Lebens verbracht hat.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 557.
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