Hochäcker

[395] Hochäcker (Heidenäcker, Heidenbeete, Heidenstränge, Bifange, Hochbifange), die in tiefen Furchen und dazwischen liegenden hohen, 3–5, manchmal sogar bis 20 m breiten Ackerstreifen bestehenden Spuren des Ackerbaues vor- und frühgeschichtlicher, aber auch geschichtlicher Völker, die man auf Bergabhängen und Ebenen, oft von tausendjährigen Urwäldern oder am Meeresufer von der Flut bedeckt, antrifft. Sie sind besonders in Skandinavien, England, Deutschland und Nordamerika untersucht worden; überall gibt sich die Bedeutung der Furchen als Ackerfurchen dadurch zu erkennen, daß sie an geneigten Flächen so angelegt sind, um das überflüssige Regenwasser abzuleiten. In Schottland nennt man sie Elfenfurchen, und die Volkssage erklärt ihr Vorkommen an heute nur noch zur Viehweide dienenden Bergen durch ein päpstliches Interdikt, das die Felder der Ebene getroffen und die Leute gezwungen habe, die Höhen zu beackern; in Südschweden schreibt man sie einer längst ausgestorbenen Urbevölkerung zu, den sogen. Hackern, die sich zur Bodenbearbeitung eines Fichtenstammes mit zugespitztem Astansatz bedient haben sollen. Anscheinend wurden vor Erfindung des Pfluges auch Hirschgeweihe, denen alle Zinken bis auf eine genommen waren, und Steinhacken zur Lockerung des Bodens benutzt. In Deutschland erregte das Vorhandensein solcher seit Menschengedenken nicht mehr beackerten Felder bereits um 1172 die Aufmerksamkeit des Geschichtsforschers Helmold. In Nordamerika findet man Ackerstreifen, die ca. 1,25 m breite Beete zwischen den Furchen bilden und eine höhere Stufe des Ackerbaues in vorgeschichtlichen Zeiten bezeugen, als sie die jetzigen Indianer mit ihren »Kornhügeln« besaßen. Bei der Beurteilung derartiger alter Ackerspuren ist indessen Vorsicht nötig, da aus frühern Kriegen, namentlich aus dem Dreißigjährigen, zahlreiche Dorfstätten verwüstet liegen geblieben sind und sich zum Teil neu bewaldet haben, was zu Verwechselungen mit echt vorgeschichtlichen Hochäckern führt. Nach neuern Untersuchungen sind viele der süddeutschen H. mindestens nachrömisch, nach Kurtz gehören manche als Ackerland sogar noch dem 18. Jahrh. an. Vgl. J. Ranke, Über H. (Münch. 1893); Wetzel in den »Württembergischen Vierteljahrsheften für Landesgeschichte«, 1897; Kurtz in den »Blättern des Schwäbischen Albvereins«, 1899.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 395.
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