Hortense

[568] Hortense (Hortensia), Eugenie Beauharnais, Gemahlin Ludwig Bonapartes, Exkönigs von Holland, Mutter Napoleons III., geb. 10. April 1783 in Paris, gest. 5. Okt. 1837. Sie war eine Tochter des Generals Alexandre Beauharnais und der nachmaligen Kaiserin Josephine Tascher de la Pagerie und wuchs nach der Hinrichtung ihres Vaters unter ärmlichen Verhältnissen heran, erhielt aber nach der Vermählung ihrer Mutter mit Napoleon I. durch Madame Campan in Ecouen eine angemessene Erziehung. Durch geistige und körperliche Vorzüge ausgezeichnet, erwarb sie sich nach der Rückkehr zu ihrer Mutter die Gunst Napoleons in hohem Grade. Während sie Duroc liebte, mußte sie 4. Jan. 1802 auf ihres Stiefvaters Wunsch dessen Bruder Ludwig bei raten und lebte mit diesem in einer höchst unglücklichen[568] Ehe. Sie hielt sich seit ihres Gemahls Erhebung zum König von Holland nur zeitweise im Haag auf, wo sie ein Liebesverhältnis mit dem Admiral Verhuel hatte, kehrte, als ihr Gemahl 1810 die Krone niederlegte, nach Paris zurück, wo sie, wiewohl ihre Mutter inzwischen von Napoleon geschieden war, mit diesem in gutem Einvernehmen stand. Ludwig XVIII. ernannte sie zur Herzogin von St.-Leu mit einer Dotation von 400,000 Frank. Die Rückkehr Napoleons 1815 begrüßte sie mit Freuden und ward deshalb nach dessen zweitem Sturz aus Frankreich ausgewiesen. Sie lebte eine Zeitlang in Augsburg, sodann in Italien und ließ sich endlich 1817 in Arenenberg im Thurgau nieder. Ihrer Ehe mit Ludwig Napoleon entsproßten drei Söhne, von denen sie nur der dritte überlebte: Napoleon Ludwig Karl, Ludwig Napoleon, Karl Ludwig Napoleon (III). Die Frucht eines Verhältnisses mit ihrem Großstallmeister Grafen Flahault war der nachmalige Herzog von Morny (s. d.). H. dichtete und komponierte mehrere noch jetzt im Munde des französischen Volkes lebende Lieder, unter andern das bekannte »Partant pour la Syrie«, und schrieb: »La reine H.en Italie,en France eten Angleterre pendant l'année 1831« (Par. 1833, neue Ausg. 1861). Ihre Leiche wurde neben der ihrer Mutter in der Kirche zu Rueil bei Malmaison beigesetzt. Vgl. Derosne, Mémoires sur la reine H. (Par. 1863); Fourmestraux, La reine H. (das. 1864); Turquan, La reine H. (das. 1896; deutsch, Leipz. 1897); Mlle. Caroline d'Arjuzon, H. de Beauharnais (3. Aufl., Par. 1902) und Madame Louis Bonaparte (das. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 568-569.
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