[764] Iltis (Stinkmarder, Putorius Cuv., Foetorius Blas. et K.), Raubtiergattung aus der Familie der Marder (Mustelidae), kleinere Tiere mit schlankem, langgestrecktem Leib, vorn stark verschmälertem Kopf, zugespitzter Schnauze, abgerundeten Ohren, kurzen Beinen, langzehigen Füßen und kurzem, ziemlich lang behaartem Schwanz. Der gemeine I. (Ilk, Stinkwiesel, Ratz, P. foetidus Gray, s. Tafel »Raubtiere I«, Fig. 3), 40 cm lang, mit 16 cm langem Schwanz, ist unten schwarzbraun, oben und an den Seiten dunkel kastanienbraun, am Oberhals und den Kopfseiten heller, am Kinn und an der Schnauze gelblichweiß (das Weibchen weiß); selten sind weiße, gelbe, rote und fast schwarze. Unter dem Schwanz hat der I. zwei Drüsen, aus denen er in der Not eine stinkende Flüssigkeit spritzt. Der I. findet sich im gemäßigten Europa und Asien bis in die Polargegenden, in der Ebene und im Gebirge, in Wald und Feld, besonders in der Nähe menschlicher Ansiedelungen, er lebt in hohlen Bäumen, Erdlöchern, Klüften, allen Fuchsbauten und siedelt sich im Winter in Heuböden an. Seine »Spur« zeigt nebenstehende Abbildung u. Tafel »Fährten und Spuren«, Fig. 10. Er vertilgt Mäuse, Maulwürfe, Ratten, Hamster, Kreuzottern, Nattern, Blindschleichen und Frösche, jagt aber auch Vögel, raubt die Hühner- und Taubenställe aus, fängt Fische, frißt auch Früchte und Honig und kann selbst Kindern gefährlich werden.
Seine Blutgier ist weniger groß als die der Marder, und mehr als diese legt er Vorratskammern an. Bei Verwundung zeigt er überraschende Lebenszähigkeit. Er paart sich im März, und nach zwei Monaten wirft das Weibchen in einer Höhle oder in einem Holzhausen 46 Junge, die nach drei Monaten fast erwachsen sind und gezähmt werden können. Man benutzt ihn zur Kaninchenjagd. Als Albino des I. findet sich nur im gezähmten Zustand das Frettchen (Frett, P. Furo L., s. Tafel »Raubtiere I«, Fig. 4), das lange als eigne Art betrachtet wurde. Es ist seit dem Altertum bekannt (Ictis bei Aristoteles, Viverra bei Plinius, Furo bei Alb. Magnus), etwas kleiner als der I., weißlich oder semmelgelb, auf der Unterseite etwas dunkler, mit roten Augen. An Raublust und Blutgier steht es dem I. kaum nach, nur ist es leichter zähmbar, entflieht aber gern der Gefangenschaft und verwildert dann in wärmern Klimaten vollständig, während es bei uns im Winter zugrunde geht. Es begattet sich gewöhnlich zweimal im Jahr und nach sechs Wochen setzt das Weibchen 48 Junge. Man hält das Frettchen in mäßig warmen Käfigen paarweise und füttert es mit Semmet, Milch, geschnittenen Eiern und Kalbfleisch, wobei man es zugleich an einen bestimmten Pfiff gewöhnt, auf den es später dann auch bei der Jagd herankommt. Man benutzt es zur Kaninchen- und in England zur Rattenjagd (Rattenschläger); es paart sich mit dem I. sehr leicht und erzielt Blendlinge, die dem I. mehr ähneln als dem Frettchen und von den Jägern[764] sehr geschätzt werden. Der Tigeriltis (Perwitzky, P. sarmaticus Pall.), 50 cm lang, mit 16 cm langem Schwanz, oberseits braun, mit unregelmäßig gelben Flecken, an Kopf und Unterseite braunschwarz, an der Kehle weiß, mit weißer Binde von einem Ohr zum andern, grauem Schwanz mit dunkelbrauner Spitze, lebt in Westasien und Südosteuropa wie unser I. Das Fell wird zu prächtigen Futtern verarbeitet. Zu derselben Gattung gehören auch Wiesel, Hermelin, Nörz etc. Über den virginischen I. (Fischmarder, Pukan) s. Zobel. Vgl. Gehre, Das Frett (Köthen 1900).