[618] Wiesel (Hermännchen, Hermchen, Putorius vulgaris Rich., s. Tafel »Raubtiere I«, Fig. 2), Raubtier aus der Familie der Marder (Mustelidae) und der Gattung Iltis (Putorius Cuv.), 15,5 cm lang, mit 4,5 cm langem Schwänzchen, ist ungemein schlank gebaut, die Beine sind kurz und dünn und die Zehen mit scharfen Krallen bewaffnet. Die Ohren sind breit, abgerundet, die schief liegenden Augen klein, aber feurig. Das Gebiß ist kräftig. Vor und über den Augen flehen lange Schnurren. Die Spur zeigt die Figur. Der Pelz ist rötlichbraun, der Rand der Oberlippe und die ganze Unterseite sowie die Innenseite der Beine sind weiß.
In den nördlichen Gegenden ist das W. im Winter weißbraun gefleckt. Es findet sich in ganz Europa und Nordasien, im Gebirge, in buschlosen Ebenen und in Wäldern, wohnt in hohlen Bäumen, Steinhaufen, unter hohlen Ufern, in Maulwurfsgängen etc., im Winter in Schuppen und Scheuern, Kellern, unter Dachböden etc. Es ist blutgierig und jagt besonders nachts Mäuse, Maulwürfe, junge Hamster und Ratten, Eidechsen, Blindschleichen, Ringelnattern, selbst Kreuzottern, aber auch junge Hafen, Kaninchen, Hühner, Tauben und andre Vögel und frißt auch deren Eier. Häufig zerbeißt es seiner Beute nur den Kopf und verzehrt das Gehirn. Es ist sehr mutig und kühn und entgeht bei seiner List und Schnelligkeit vielen Verfolgungen. In die Enge getrieben, sucht es dem Menschen ins Gesicht zu springen und kann, in größerer Zahl vereint, gefährlich werden. Im Mai oder Juni wirft das Weibchen 57 blinde Junge. Diese lassen sich zähmen,[618] aber sie erliegen meist sehr schnell. In manchen Gegenden gilt das W. als äußerst gefährlich, sein Biß, schon der Atem oder selbst der Blick soll Krankheit und Tod erzeugen; in andern glaubt man, daß die Anwesenheit eines Wiesels im Hofe dem Haus und der Wirtschaft Glück bringe. Früher wurden alle Teile des Wiesels arzneilich benutzt. Großes W. (Putorius Ermineus Ow.), s. Hermelin.