Inouye

[854] Inouye, Kaoru, Graf, japan. Staatsmann, früher als Inouye Bunda bekannt, geb. 1835 in Chôshû als Sohn eines Samurai, ging 1861 mit Itô (s. d.) nach England. Nach ihrer Rückkehr suchten beide 1864 vor Shimonoseki zwischen dem Chôshû-Clan und der feindlichen, aus französischen, holländischen, amerikanischen und englischen Schiffen bestehenden Flotte zu vermitteln, doch ohne Erfolg. 1865 schlug er das gegen Chôshû geschickte Heer des Bakufu (der Shôgunatsregierung) und eroberte die Provinz Iwaki. Er begleitete 1875 Kuroda nach Korea, wurde 1878 an Stelle des ermordeten Okubo Minister der öffentlichen Arbeiten, 1880 Minister des Äußern, 1885 in den Grafenstand erhoben und im April 1888 Minister des Ackerbaues, im August 1892 der des Innern. Als der Krieg mit China 1894 ausbrach, wurde er zum Gesandten in Korea ernannt und war bis August 1895 tatsächlicher Regent dieses Landes. Nachdem sein Nachfolger, Vicomte Miura, sich im Oktober 1895 an dem Staatsstreich zur Ermordung der Königin beteiligt hatte, kehrte I. zwar auf kurze Zeit nach Söul zurück, verzichtete aber auf jedes weitere Eingreifen in die verworrenen Verhältnisse der Halbinsel. Seitdem widmete er sich der Förderung des wirtschaftlichen Aufschwunges Japans, meist als Privatmann; nur von Januar bis Juni 1898 war er Finanzminister im Kabinett seines alten Gefährten, des Marquis Itô. I. gehört zu den Genro, d. h. »ursprünglichen Staatsmännern«, den intimsten Ratgebern des Kaisers. Sein Adoptivsohn Katsunoske I., geb. 1861 in Yamaguchi, ist seit 1898 japanischer Gesandter in Berlin.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 854.
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