Isătis [1]

[41] Isătis L. (Waid), Gattung der Kruziferen, einjährige oder ausdauernde Kräuter mit ganzen (am Stengel pfeilförmigen) Blättern, gelben Blüten auf schlanken, bei der Fruchtreise abwärts gebogenen Stielen und linealischen bis eiförmigen, von den Klappenrändern her zusammengedrückten, einsamigen Schötchen. Etwa 50 Arten, vorherrschend im östlichen Mittelmeergebiet. I. tinctoria L. (Färberwaid) s. Tafel »Farbpflanzen«, Fig. 9. Der Färberwaid wächst im mittlern und südlichen Europa sowie im Orient und wird als Farbpflanze kultiviert. Er verlangt tiefgründigen, lehmartigen, kalkreichen Boden und sehr starke Düngung. Im Juli stößt man die fußlangen Blätter bis auf die Herzblätter ab, und im September erntet man zum zweitenmal. Ein Hektar liefert 60–70 Ztr. lufttrockne Blätter. Diese werden auf der Waidmühle zermalmt, in Haufen aufgesetzt, nach 24 Stunden zu Handklößen geformt und getrocknet. Man schüttet die Klöße auf einer Tenne 50–60 cm hoch auf, hält den Haufen feucht und leitet dadurch eine Gärung ein, durch die im Lauf einiger Wochen das in der Pflanze enthaltene Indoxyl unter Bildung von Indigo zersetzt wird. Die vollständig zerfallene Masse stampft man schließlich in Fässer ein, in denen sie noch reicher an Farbstoff wird. Die alten Britannier färbten sich mit Waid blau (schwarz, grün), auch wurde der Waid schon im Altertum als Farbematerial für Gewebe etc. benutzt und im Mittelalter und bis ins 17. Jahrh. viel angebaut, er bildete in Deutschland das wichtigste Material zum Blaufärben. Erfurt war schon 1290 wegen seines Waidbaues berühmt, später erwarben auch noch Gotha, Arnstadt, Langensalza und Tennstedt das Recht, Waid zu bauen, und im Anfang des 17. Jahrh. beschäftigten sich damit außer den Bewohnern dieser fünf Waidstädte noch die von mehr als 300 thüringischen Dörfern. Gegenwärtig findet sich der Anbau, wiewohl beschränkt, noch in Thüringen, Böhmen, Ungarn, Frankreich (der beste), Belgien, und man benutzt den Waid als Hilfsmittel beim Färben mit Indigo (Waidküpe). Die Samen enthalten ein trocknendes Öl.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 41.
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