Jähns

[150] Jähns, 1) Friedrich Wilhelm, Gesanglehrer und Musikschriftsteller, geb. 2. Jan. 1809 in Berlin, gest. daselbst 8. Aug. 1888, trat schon in seinen Jünglingsjahren auf einer Berliner Privatbühne auf, entsagte jedoch später der theatralischen Laufbahn, um sich mit ausgezeichnetem Erfolg dem Gesangunterricht zu widmen, und leitete 1845–70 einen von ihm begründeten Chorgesangverein. J.' Lebenswerk war eine Sammlung von Weberiana aller Art, die in Besitz der königlichen Bibliothek zu Berlin überging. Seine Schriften über Weber: »K. M. v. Weber in seinen Werken« (chronologisch-thematisches Verzeichnis seiner sämtlichen Kompositionen, Berl. 1871) und »K M. v. Weber, eine Lebensskizze nach authentischen Quellen« (Leipz. 1873), sind sehr wertvoll. Als Komponist trat er mit einem Trio und Liedern auf.

2) Max, Militärschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 18. April 1837 in Berlin, gest. daselbst 19. Sept. 1900, besuchte die Gewerbeschule in Berlin, wurde 1857 Offizier im 28. Infanterieregiment, nahm aber 1864 den Abschied, um sich germanistischen Studien zu widmen. 1866 wieder in Dienst getreten, wurde er 1867 in dem damals begründeten »Nebenetat für wissenschaftliche Zwecke des Großen Generalstabs« angestellt und 1869 zum Hauptmann befördert. Während des Feldzugs von 1870 war er Linienkommissar des Generalstabs zu Nancy; seit 1872 lehrte er die Geschichte der Kriegskunst an der Kriegsakademie zu Berlin. 1878 zum Major befördert, erhielt er 1886 als Oberstleutnant seinen Abschied. 1893 wurde J. Vorsitzender des Deutschen Sprachvereins. Literarisch trat J. zuerst mit poetischen Arbeiten auf: »Reinhart«, ein Märchenzyklus (Berl. 1859); »Ein Jahr der Jugend«, Gedichte (Dresd. 1861). Dann erschienen, abgesehen von kleinern Schriften und Vorträgen: »Geschichte des 2. rheinischen Infanterieregiments Nr. 28« (Köln 1865); »Roß und Reiter in Leben und Sprache, Glauben und Geschichte der Deutschen« (Leipz. 1872, 2 Bde.); »Das französische Heer von der großen Revolution bis zur Gegenwart« (das. 1873); »Oberst Emil v. Sydow, ein Nachruf« (Berl. 1873); »Die Schlacht von Königgrätz« (Leipz. 1876); »Handbuch einer Geschichte des Kriegswesens« (das. 1878–80, mit Atlas); »Cäsars Kommentarien und ihre literarische und kriegswissenschaftliche Folgewirkung« (Berl. 1883); »Heeresverfassungen und Völkerleben« (2. Aufl., das. 1885); »Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland«, bis 1800 (Münch. 1889–91, 3 Tle.); »Über Krieg, Frieden und Kultur« (Berl. 1893); »Feldmarschall Moltke« (das. 1894 bis 1900, 2 Tle.); »Der Vaterlandsgedanke in der deutschen Dichtung« (das. 1896); »Entwickelungsgeschichte der alten Trutzwaffen« (das. 1899). Auch gab er die »Jugenderinnerungen K. F. v. Klödens« (seines Großvaters) heraus (Leipz. 1874). Eine Sammlung seiner »Geschichtlichen Aufsätze« gab Kötschau heraus (Berl. 1903; mit Anhang von A. Meyer: »M. J. als militärischer Schriftsteller«).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 150.
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