Julius, Nikolaus Heinrich

[364] Julius, Nikolaus Heinrich, ein um das Gefängniswesen verdienter Arzt, geb. 3. Okt. 1783 in Altona, gest. 20. Aug. 1862 in Hamburg, Sohn jüdischer Eltern, studierte in Heidelberg und Würzburg, ließ sich 1809 nach seinem Übertritt zum Katholizismus als praktischer Arzt in Hamburg nieder, machte in der hanseatischen Legion die Feldzüge von 1813 bis 1815 mit und unternahm 1825 eine Studienreise durch die drei britischen Reiche, auf der er seine Aufmerksamkeit vorzugsweise den Gefängnissen zuwendete. Seitdem machte er die Reform derselben im Sinne der amerikanischen Einzelhaft und der sogen. Rettungshäuser zu seiner Lebensaufgabe. Durch seine in Berlin gehaltenen Vorlesungen (»Vorlesungen über die Gefängniskunde«, Berl. 1828) begründete er die Gefängniskunde, für die er auch mit Unterstützung der Regierung ein eignes Organ in den »Jahrbüchern der Straf- u. Besserungsanstalten etc.« (das. 1829–33, 10 Bde.) schuf, denen die »Jahrbücher der Gefängniskunde und Besserungsanstalten« (Frankf. a, M. 1842–47, 11 Bde.) folgten. Die Resultate seiner spätern Reisen legte erz. T. in den Werken: »Nordamerikas sittliche Zustände« (Leipz. 1839, 2 Bde.) und »Beiträge zur britischen Irrenheilkunde« (Berl. 1844) nieder. Die deutsche Übersetzung der Schrift des damaligen Kronprinzen Oskar von Schweden: »Über Strafe und Strafanstalten« (Leipz. 1841), hat er mit einer Einleitung und Anmerkungen versehen. 1849 zog er sich nach Hamburg zurück und veröffentlichte dann noch die Übersetzung von Ticknors »Geschichte der schönen Literatur in Spanien« (a. d. Engl., Leipz. 1852, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 364.
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