[663] Karneădes, griech. Philosoph, Gründer der sogen. dritten Akademie, war 214 v. Chr. zu Kyrene in Afrika geboren und starb 129 in Athen als Vorstand der Schule Platons. Im J. 155 zugleich mit dem Stoiker Diogenes und dem Peripatetiker Kritolaos nach Rom gesandt, um Milderung einer Athen auferlegten Geldstrafe zu erwirken, glänzte K. daselbst durch seine hinreißende Beredsamkeit, vermöge deren er sowohl[663] die Wahrheit eines Satzes wie die seines Gegenteils zu erweisen vermochte. Schriftliches hat er nicht hinterlassen; seine Vorträge wurden durch seinen Schüler Kleitomachos niedergeschrieben. Seine skeptischen Argumente richteten sich namentlich gegen die Erkenntnislehre der Stoiker; er blieb aber doch nicht bei der Negation, sondern hielt sich an die Wahrscheinlichkeit, deren Gesetze und verschiedene (drei) Stufen er genauer bestimmte. In der Moral kam er auch zu keinen sichern Ausstellungen, doch legte er auf den Besitz des Naturgemäßen oder die Befriedigung der natürlichen Triebe Wert. Von der Gottheit glaubte er nichts zu wissen, nahm aber den Glauben an die Götter als eine wahrscheinliche Meinung an.