Kinsky

[27] Kinsky, altes böhm. Herrengeschlecht von Wchinitz, dessen Stammreihe sich bis in den Anfang des 14. Jahrh. verfolgen läßt. Die K. bekannten sich im 16. und 17. Jahrh. zur utraquistischen Kirche und nahmen an den ständischen Kämpfen hervorragenden Anteil. Die Grafenwürde erhielt zuerst 1628 auf Verwendung Wallensteins Wilhelm K., Sohn Johanns, Gemahl der Elisabeth Trzka, Oberst und Vertrauter des Friedländers, besonders bei dessen Verhandlungen mit dem französischen Gesandten Feuquières; er wurde 25. Febr. 1634 zu Eger ermordet. (Vgl. Schebek, K. und Feuquières, Berl. 1882.) Der größte Teil der Kinskyschen Güter fiel dem Fiskus anheim und kam den Aldringen, Gordon und Gallas zugute; nur der Neffe Wilhelms, Johann Oktavian, geb. 1612, Sohn des 1572 gebornen, 1626 gestorbenen Wenzel III. K. (der durch sein bewegtes Leben und charakterloses politisches Agitieren übel berufen war, 1622 aber wieder rehabilitiert wurde), behielt Chlumetz und Böhmisch-Kamnitz und trat zum katholischen Glauben über. Die beiden jetzt noch blühenden Linien des Geschlechts stammen von Wenzel Norbert Oktavian, Oberstkanzler von Böhmen (gest. 1719), ab, dessen älterer Sohn, Franz Ferdinand, geb. 1678, gest. 1741, als Staatsmann wirkte und Begründer der gräflichen Linie wurde, und dessen jüngerer Sohn, Stephan Wilhelm, gest. 1749, 1747 die fürstliche Würde erlangte. Die letztere vererbte auf die Nachkommen von dessen Bruder Philipp Joseph, geb. 1700, gest. 1749, seit 1738 Oberstkanzler Böhmens, Vertrauter Maria Theresias. Der namhafteste Sprößling des gräflichen Geschlechts ist Franz Joseph, Graf von K., geb. 1739, österreichischer Feldzeugmeister. Er trat 1759 in Kriegsdienste und nahm an den letzten Feldzügen des Siebenjährigen Krieges teil. Er wurde hervorragender Mitbegründer der österreichischen Militärschule und insbes. Direktor der Neustädter Militärakademie (Denkmal daselbst 1829 errichtet). 1788 war er während des türkischen Feldzugs dem Erzherzog, nachmaligem Kaiser Franz II., an die Seite gestellt, machte die Kriege von 1792 an als Feldzeugmeister mit; starb 9. Juni 1805. Er schrieb eine ansehnliche Anzahl militärwissenschaftlicher Werke (2. Aufl., Wien 1806–25, 6 Bde.), seine pädagogischen Schriften gab Eymer heraus (das. 1892). Vgl. Eymer, Graf Franz Joseph K. als Pädagog (Prag 1887). An der Spitze des gräflichen Zweiges steht gegenwärtig Zdenko, geb. 4. Nov. 1844, erbliches Mitglied des österreichischen Herrenhauses, an derjenigen der fürstlichen Linie Karl, geb. 1858, gleichfalls erbliches Mitglied des Herrenhauses. Vgl. Folkmann, Die gefürstete Linie des uralten und edlen Geschlechts K. (Prag 1861).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 27.
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