[82] Kivi, Alexis, finn. Schriftsteller, geb. 10. Nov. 1834 in Palajoki (Nurmijärvi), gest. 31. Dez. 1872 in Tuusula, war anfänglich Gehilfe seines Vaters, der Dorfschneider war, brachte es aber so weit, daß er, 17 Jahre alt, die Schule in Helsingfors besuchen durfte, die er 1857 mit dem Reifezeugnis verließ. Dies waren die einzigen glücklichen Ereignisse seines Lebens, denn schon damals hatten Entbehrungen aller Art seine Gesundheit so zerrüttet, daß alle Pläne zur Besserung seiner Lage aussichtslos wurden. Vom Krankenhaus in Helsingfors wurde er schließlich 1870 als unheilbar geistesgestört zu seinem Bruder gebracht, der ihn in seinem armen Heim bis zum Ende pflegte. Kivis erstes Werk war die leidenschaftlich wilde Tragödie »Kullerwo« (gedr. 1864); es folgten die Volkskomödien »Heideschuster« (1864) und »Die Verlobung« (1865), die ziemlich konventionellen Bühnenstücke »Die Flüchtlinge« (1867) und »Tag und Nacht« (1869), das milde biblische Drama »Lea« (1869), der Roman »Sieben Brüder« (gedr. 1870) u. a. K. leitete die moderne Literatur in finnischer Sprache ein. Er ist ihr erster Dramatiker und Novellist, ihr größtes Talent und überhaupt ihr erster Adept, der in seinem künstlerischen Schaffen seine Lebensaufgabe sah. Seine »Heideschuster«, die die Charakterkomödie auf der finnischen Bühne heimisch machten, und der höchst originelle Roman »Sieben Brüder« haben das Volkstümliche als grundlegendes Element der finnischen Literatur eingeführt. Die stille, gutmütige Komik, die K. seinen Bauern als Merkmal gab, ist ihr geblieben. Desgleichen der anschauliche Realismus, mit dem er das Primitive darstellt, so wie es nur der vermag, der selbst dieser primitiven Natur angehört und ihren Herzschlag auch dann noch spürt, wenn ihn sein schöpferischer Genius weit über sich und diese Natur erhebt. Kivis Werke erschienen 187778, 2 Bde. (u. öfter). Vgl. Eliel Aspelin, Alexis K. (Helsingf. 1872).