[164] Knallgas (Hydrooxygengas), ein Gemisch von Sauerstoff mit Wasserstoff, das, durch den elektrischen Funken oder durch eine Flamme entzündet, unter Explosion zu Wasser verbrennt und zwar am heftigsten, wenn beide Gase in dem Verhältnis, wie sie Wasser bilden (2 Volumen Wasserstoff, 1 Volumen Sauerstoff), vorhanden sind. Ohne Explosion vereinigen sich die Gase bei Gegenwart von Platin, Gold, Iridium und bei 345°. Viel schwächer als reines K. explodiert ein Gemisch von 2 Volumen Wasserstoff mit 5 Volumen Luft, weil die in letzterer enthaltenen 4 Volumen Stickstoff die Reaktion schwächen. Man kann K. in einem starkwandigen Glaszylinder von 5 cm Weite und 15 cm Höhe entzünden, ohne daß er zertrümmert wird; entzündet man aber aus einer Flasche durch ein enges Rohr ausströmendes K., so pflanzt sich die Verbrennung nach innen fort, und der Apparat wird unter heftigster Explosion zerschmettert. Beim Ausströmen durch eine lange, sehr enge Metallröhre kann man K. gefahrlos entzünden, weil durch das Metall der Röhre die zur Verbrennung nötige Wärme schnell genug abgeleitet wird, um die Fortpflanzung der Verbrennung in das Gefäß hinein zu verhindern. Besser aber leitet man beide Gase erst im Moment der Verbrennung zusammen, indem man z. B. das Sauerstoffgas in die Wasserstoff- (oder Leuchtgas-) flamme treten läßt. Zur Herstellung eines solchen Knallgasgebläses dient ein weites Rohr, durch welches das brennbare Gas ausströmt, während ein in dem weitern liegendes engeres Rohr den Sauerstoff zuführt. Die Knallgasflamme ist sehr klein, aber ungemein heiß, sie bringt Kieselsäure, Tonerde, Platin mit Leichtigkeit zum Schmelzen. Man benutzt sie zum Verlöten von Platin- und Bleiplatten, wobei es genügt, die mit reiner Metallfläche sich berührenden Platten mit der Flamme zu bestreichen. Ebenso kann man stark erhitzte Glasplatten mit der Knallgasflamme aneinander löten. Man schmelzt auch Platin mit K. in Tiegeln aus Ätzkalk. Ein in der Knallgasflamme erhitzter Kegel aus Kreide (oder Zirkonerde) strahlt höchst intensives Licht aus. Dies von Drummond 1826 erfundene Hydrooxygenlicht (Drummondsches Licht, Kalklicht, Siderallicht, Knallgaslicht) wurde zuerst für Leuchttürme, Signale, dann auch für Bauten, in Nebelbilderapparaten, zu mikroskopischen Darstellungen (Hydrooxygengasmikroskop) u. dgl. mit der Laterna magica, zur Beleuchtung von Straßen, Plätzen und Theatern und bei Belagerungen angewendet. In einer Entfernung von 90 m ist dabei noch die feinste Schrift lesbar. Zur Erzeugung eines Lichtes von etwas geringerer Intensität bläst man mittels eines Sauerstoffstromes eine an gewöhnlichem Docht brennende Alkoholflamme gegen einen Kalkzylinder (Oxycalciumlicht). Im weitern Sinne nennt man K. jedes explosive Gasgemisch, z. B. Chlorknallgas, eine Mischung von Chlor und Wasserstoff, die unter dem Einfluß des Lichtes explodiert.