Knallgas

[517] Knallgas (Hydrooxygengas), ein Gemenge von 2 Volumen Wasserstoffgas mit 1 Volumen Sauerstoffgas oder 5 Volumen atmosphärischer Luft, das beim Anzünden unter heftiger, von Knall begleiteter Reaktion und unter Bildung von Wasser explodiert und dessen mechanische Wirkung auf der Ausdehnung des erzeugten Wasserdampfes durch die entwickelte Reaktionswärme beruht.[517]

Bei der Verbindung von 1 g Wasserstoff mit der zur Bildung von Wasser hinreichenden Menge Sauerstoff werden 34462 Kalorien frei. Ein solches Gemenge von Wasserstoff und Sauerstoff entsteht bekanntlich umgekehrt bei der Zersetzung des Wassers durch den elektrischen Strom. Im weiteren Sinne bezeichnet man als Knallgas jedes explosive Gemisch von Wasserstoff mit Luft. Zur Entzündung kann außer der offenen Flamme der elektrische Funken dienen, außerdem kann auch die Explosion solcher Knallgasgemenge durch Hinzufügen sogenannter katalytisch wirkender Substanzen, z.B. durch feinverteiltes Platin (Platinschwamm), hervorgerufen werden. Anderseits gelingt es, Wasserstoff und Sauerstoff ohne Explosion in einer dauernden FlammeKnallgasflamme – zu verbrennen, wenn man Sauerstoff in eine Wasserstoffflamme leitet, wenn man also die beiden Gase sich erst im Moment der Entzündung mischen läßt. Dazu werden Ausströmungsröhren besonderer Konstruktion verwendet, in welche aus getrennten Gasbehältern die Gase eingeleitet werden, und diese Einrichtung wird als Knallgasgebläse bezeichnet. Die Temperatur dieser fast farblosen Flamme ist nach Bunsen 2844°. Eine Uhrfeder verbrennt darin mit lebhaftem Funkensprühen, Kieselsäure, Tonerde, Platin sind darin schmelzbar, und Stas hat damit Silber destillieren können. Das Knallgasgebläse findet in der Platinraffinerie zum Schmelzen des Platins Anwendung, ferner im Drummondschen Kalklicht (s.d.).

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 517-518.
Lizenz:
Faksimiles:
517 | 518
Kategorien: