Kopāissee

[456] Kopāissee (See von Topolias), früher periodischer, seichter Sumpfsee im griech. Nomos Böotien, beim höchsten Wasserstand 97 m ü. M. und 250 qkm groß, während er im regenarmen Sommer mehr oder weniger zusammenschrumpfte, war im Altertum besonders berühmt wegen des hier wachsenden Flötenrohrs und wegen seiner fetten Aale. Er wird vom Kephisos (Mavronero) durchströmt, der, da Kalkgebirge das Becken rings umgeben, im O. durch natürliche, vom Wasser ausgelaugte Abzugskanäle (Katavothren) zum Meer abfloß. Neuerdings wird außer Weizen und Hülsenfrüchten namentlich Baumwolle gebaut. 1883 begann eine französische (später englische) Gesellschaft die Trockenlegung des Sees, die 1894 im wesentlichen vollendet war. Das Seewasser wird durch einen 4247 m langen, teils offenen, teils unterirdischen Kanal in den Likeri-(Hylike-) See geführt, der dadurch von 45 m bis 80 m Meereshöhe anwachsen wird. Weiter wird sich dann das Wasser durch einen offenen Felseinschnitt in den Paralimnisee ergießen und ihn von 35 m auf 55 m Seehöhe bringen, um endlich durch einen 860 m langen Tunnel in den Kanal von Euböa zu gelangen. So wurden ca. 25,000 Hektar fruchtbarsten Bodens gewonnen, aber es fehlt an Berieselung und an Arbeitskräften. Das bebaute Land umfaßte 1896 erst 9190 Hektar mit 1700 Pächtern; außerdem betreibt die Gesellschaft eine 570 Hektar große Musterwirtschaft. Vom Kephisos droht Hochwassergefahr und den Tunnels Einsturz durch die häufigen Erdbeben. Die früher sehr hartnäckige Malaria hat sich allerdings jetzt verringert. – Wie bei der Trockenlegung sich durch Auffindung uralter Kanäle, Dämme und Berieselungskanäle ergab, lag der K. schon zur Zeit der vorgriechischen Minyer trocken und war bebaut; spätern, aber ungewissen Datums sind künstliche Durchstechungsversuche auf den Isthmen von Larymna und Karditsa. Zu Alexanders d. Gr. Zeit vereinigte Krates von Chalkis die Katavothren. Einen besonders niedrigen Stand hatte der K. im 12. und 13. Jahrh. Vgl. Philippson, Der K. (in der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde«, Berl. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 456.
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