Krafteinschalter

[553] Krafteinschalter (Kraftvermittler), Vorrichtungen, mittels deren eine geringe Kraft (Schaltkraft), die zur Überwindung gegebener Widerstände nicht ausreicht, dazu benutzt wird, eine größere Kraft (Triebkraft) zur Arbeitsleistung zu veranlassen. Ein einfaches Beispiel ist in den sogen. Relais der Morse-Telegraphen gegeben. Hier wird der zur Vermeidung großer Stromverluste schwach gehaltene elektrische Strom in der Telegraphenleitung nicht direkt zur Bewegung des Schreibapparates, sondern nur zum Schließen eines in nächster Nähe des letztern vorhandenen Stromes benutzt, der die Kraftquelle des Schreibapparates bildet. Während es nun bei diesem Relais nur darauf ankommt, durch die Schaltkraft die Triebkraft auszulösen, bez. abzustellen, und daß die durch letztere erzielte Bewegung stets in derselben Richtung und in einem ganz bestimmten Maße vor sich geht, ist bei den meisten andern Krafteinschaltern die Bedingung zu erfüllen, daß nach Belieben die Bewegung unter der Einwirkung der Triebkraft in zweifacher Richtung (vorwärts oder rückwärts) und auch in verschiedener Größe vor sich gehen soll und zwar nach Maßgabe der Bewegungen, die ein besonderer Teil (die Stellvorrichtung) unter dem Einfluß der Schaltkraft macht. Wenn z. B. bei großen Dampfmaschinen (Walzenzugmaschinen, Fördermaschinen, Schiffsmaschinen), die abwechselnd vorwärts und rückwärts laufen sollen, die Kraft des Wärters nicht ausreicht, die Umsteuerung schnell genug umzulegen, so wird sie nur dazu benutzt, eine Stellvorrichtung zu betätigen, durch die der Kolben eines Dampfzylinders (Umsteuerzylinder, Umsteuermaschine, s. z. B. Tafel »Dampfmaschinen III«, S. 1, Fig. 17 u. 18, d) veranlaßt wird, die Umsteuerung zu besorgen. K. werden in ähnlicher Weise zur Bewegung von Steuerrudern bei großen Schiffen, zur Drehung von Panzertürmen, zum Richten schwerer Geschütze etc. benutzt. In ihrer Verwendung bei den Geschwindigkeitsregulatoren (Zentrifugalregulatoren) von Kraftmaschinen dienen sie dazu, die schwer zu bewegenden Organe (Schieber, Schützen etc.) zum Regulieren des Zuflusses der Kraftträger (Dampf, Wasser etc.) durch Vermittelung besonderer Motoren zu bewegen. Die Stellvorrichtung wird hierbei nicht von Menschenhand, sondern vom Regulator selbsttätig eingestellt. Vgl. Rittinger, Über Kraftvermittler (im »Zivilingenieur«, Bd 25 u. 26, Leipz. 1879 u. 1880); Lincke, Das mechanische Relais (Berl. 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 553.
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