Krylów, Iwan Andrejewitsch

[755] Krylów, Iwan Andrejewitsch, berühmter russ. Fabeldichter, geb. 13. (2.) Febr. 1768 in Moskau, gest. 21. (9.) Nov. 1844 in Petersburg, Sohn eines armen Subalternoffiziers, schrieb schon in seinem 15. Jahre die Oper »Kofejnica« (»Die Kaffeeprophetin«), wurde 1781 Unterkanzlist in einer Kreisstadt, Ende d. J. Kanzlist in Twer, erhielt 1782 eine Anstellung in der Finanzkammer zu Petersburg, 1788 im Kabinett der Kaiserin, nahm jedoch 1790 seinen Abschied. Er gab darauf nacheinander drei Zeitschriften heraus: »Die Geisterpost« (seit 1789), den »Zuschauer« (seit 1792) und statt des letztern im folgenden Jahre den »Petersburger Merkur«, der aber ebenfalls bald wieder einging. Trotz ihres kurzen Bestehens nahmen diese Zeitschriften in der Journalistik jener Zeit einen hervorragenden Platz ein; K. bekundete darin ein großes satirisches Talent, seine Beobachtungsgabe und sprachliche Meisterschaft. Daneben schrieb er Oden, Episteln, TragödienKleopatra«, 1785; »Philomele«, 1786), eine komische Oper (»Die verrückte Familie«, 1793) und Lustspiele (»Die Schelme« und »Der Dichter im Vorzimmer«, 1794), alles in französischem Geschmack, ohne weitere Bedeutung. 1797–1801 lebte er auf dem Gute des Fürsten S. Golizyn in der Ukraine und war, als dieser dann als Militärgouverneur nach Riga kam, bis 1803 daselbst sein Sekretär. 1806 wandte er sich über Moskau wieder nach Petersburg, wo er im folgenden Jahre die beliebtesten seiner Lustspiele: »Das Modemagazin« und »Eine Lehre für Töchter«, sowie die Zauberoper »Ilja der Held« schrieb und auf die Bühne brachte und sich dann der Dichtungsgattung zuwandte, die sein eigenstes Feld war: der Fabel. Die erste Ausgabe seiner Fabeln (23) erschien 1809, eine zweite (von 21 neuen) 1811, in welchem Jahre die Petersburger Akademie ihn zu ihrem Mitglied ernannte; die letzte von ihm besorgte Sammlung (1843) enthält 197 Fabeln (26. Aufl., Petersb. 1891). 1812 erhielt K. eine Anstellung als Gehilfe an der kaiserlichen Bibliothek, ein Amt, das er bis vier Jahre vor seinem Tode bekleidete. 1885 wurde ihm im Sommergarten in Petersburg ein Denkmal errichtet. Seine Fabeln sind durch den darin vorherrschenden echt russischen Sinn, durch Laune, Natürlichkeit, Witz und Gutmütigkeit das beliebteste russische Volksbuch geworden, das bis heute in immer neuen Auflagen erscheint. Eine Prachtausgabe derselben besorgte Graf Orlow (Par. 1825), der zugleich eine französische und italienische Übersetzung beigefügt wurde. Deutsche Übersetzungen lieferten Torney (Mitau 1842), Löwe (Leipz. 1874) und Frau v. Gernet (das. 1881). Eine Sammlung von Krylows »Sämtlichen Werken« erschien Petersburg 1847 und 1859, mit Biographie von Pletnew; von den Kommentaren zu den Fabeln sind hervorzuheben die »Bibliographischen und historischen Anmerkungen zu den Fabeln Krylows« von W. Kenewitsch (Petersb. 1868, 2. Aufl. 1878). Von den »Abhandlungen der Abteilung für russische Sprache und Literatur« der Akademie der Wissenschaften in Petersburg ist K. der ganze 6. Band gewidmet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 755.
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