Kugler

[772] Kugler, 1) Franz, Kunsthistoriker, Geschichtschreiber und Dichter, geb. 19. Jan. 1808 in Stettin, gest. 18. März 1858 in Berlin, studierte in Berlin und Heidelberg Philologie, beschäftigte sich nebenbei mit Kunststudien, besuchte, nach Berlin zurückgekehrt, die Bauakademie daselbst und wandte sich schließlich ganz dem Studium der Kunstgeschichte zu. Er wurde 1833 Professor der Kunstgeschichte an der Akademie der Künste und Dozent an der Universität in Berlin, 1842 Mitglied des Senats der Kunstakademie und im folgenden Jahr zur Bearbeitung der Kunstangelegenheiten in das Kultusministerium berufen, in dem er 1849 die Stelle eines vortragenden Rates erhielt. Seine Hauptwerke, welche die wissenschaftliche Behandlung der Kunstgeschichte mitbegründeten, sind: »Handbuch der Geschichte der Malerei, von Konstantin d. Gr. bis auf die neuere Zeit« (Berl. 1837, 2 Bde.; 2. Aufl. von J. Burckhardt, das. 1847, 2 Bde.; in der von Blomberg besorgten 3. Aufl., Leipz. 1866–67, 3 Bde., verlor leider das Buch seine wissenschaftliche Bedeutung); die von Adolf Menzel illustrierte »Geschichte Friedrichs des Großen« (Leipz. 1840; Volksausg. 1861, in 5. Aufl. 1901; der Text allein, 12. Aufl. 1887, auch in Reclams Universal-Bibliothek); »Handbuch der Kunstgeschichte« (Stuttg. 1841–42; 5. Aufl. von Lübke, 1871–72, 2 Bde.), worin zum erstenmal der Versuch gemacht ist, die gesamte Kunstgeschichte übersichtlich und in Verbindung mit den welthistorischen Epochen darzustellen; ferner: »Kleinere Schriften und Studien zur Kunstgeschichte« (das. 1853–54, 3 Bde.) und die unvollendet hinterlassene »Geschichte der Baukunst« (Bd. 1–3, Berl. 1855–60), das vollständigste Werk über den Gegenstand, das von Jak. Burckhardt (s. d. 4), Lübke (s. d.) und Corn. Gurlitt (s. d. 2) ergänzt ward. Als Dichter trat er hervor mit dem »Skizzenbuch« (Berl. 1830), »Gedichten« (Stuttg. 1840), mehreren Dramen (»Jakobäa«, »Doge und Dogaressa«), die nebst 2 Bändchen Erzählungen in den »Belletristischen Schriften« (das. 1852, 8 Bde.)[772] gesammelt erschienen. Er ist der Verfasser des populären Liedes »An der Saale hellem Strande« (1822).

2) Bernhard, Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 14. Juni 1837, gest. 7. April 1898 in Tübingen, studierte in Greifswald und München, habilitierte sich 1861 für Geschichte in Tübingen, ward 1866 Professor daselbst und trat 1897 in den Ruhestand. Er schrieb: »Ulrich, Herzog zu Wirtemberg« (Stuttg. 1865); »Studien zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs« (das. 1866); »Christoph, Herzog zu Wirtemberg« (das. 1869–72, 2 Bde.); »Analekten zur Geschichte des zweiten Kreuzzugs« (Tübing. 1878), denen 1883 »Neue Analekten« folgten; »Geschichte der Kreuzzüge« (Berl. 1880, 2. Aufl. 1891); »Albert von Aachen«, Geschichte der ersten Kreuzzüge (Stuttg. 1885); »Kaiser Wilhelm I. und seine Zeit« (Münch. 1888; Volksausg., Leipz. 1897). Mit R. Graf Stillfried gab er das Prachtwerk »Die Hohenzollern und das deutsche Vaterland« (Münch. 1882–83, 2 Bde.; 6. Aufl. in 1 Bd., fortgesetzt von Helmolt, Leipz. 1901) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 772-773.
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