[848] Kuppelgräber, in Griechenland und auf den griechischen Inseln aufgefundene unterirdische Begräbnisstätten aus der Epoche der sogen. mykenischen Kultur (etwa 1500900 v. Chr.). Diese Gräber, von denen nahezu 100 bekannt sind, wurden meist in den natürlichen Abhang eines Felsens oder Erdhügels hineingebaut.
Das älteste bekannte, schon im Altertum der Sage verfallene ist das sogen. Schatzhaus des Atreus in Mykenä (s. Abbildung). Ein breiter Gang (der sogen. Dromos) führt zwischen senkrecht aufsteigenden Mauern in den langgestreckten Hügelzug der Unterstadt zu der einst mit buntem, reich ornamentiertem Relief von oben bis unten geschmückten Eingangspforte. Dieses Mauertor ist an der Schwelle breiter als oben; die Oberschwelle besteht aus zwei kolossalen, wohlbearbeiteten Felsblöcken, über denen sich jetzt ein leeres, ehemals mit leichten Reliefplatten geschlossenes Dreieck öffnet, wodurch der Abschluß entlastet wurde. Die 5 m dicken Seitenmauern des Tores bilden einen Gang, der aus dem breitern Vorraum auf schmälerm Wege in den eigentlichen Grabraum überleitet. Dieser Türgang wird das Stomion (Mundstück) genannt und ist an dem größten mykenischen Grabe 5 m lang, 3,5 m breit und nur von zwei Steinen bedacht, die seitwärts noch sehr tief in die Mauer reichen. Das Gewicht des sauber behauenen, kolossalen Innensteines der Oberschwelle wird auf 122,000 kg geschätzt. Der Innenraum des Grabes (die sogen. Tholos) ist ein kreisförmiger Raum von ca. 15 m Durchmesser bei ebensoviel Höhe. Aus wohlbehauenen, mächtigen Steinblöcken bauen sich 33 Ringe übereinander auf, von denen jeder nächsthöhere etwas enger wird als der, auf dem er ruht, so daß an die Stelle des obersten Ringes ein einziger Stein tritt. Die Steinschichten liegen parallel übereinander, jeder Steinring in sich gespannt. Dieser runde unterirdische Dom diente bei den größten Denkmälern dieser Art dem feierlichen Totenkultus, die viereckige Grabkammer liegt durch[848] eine Tür abgeschlossen daneben. Im spätern Altertum hielt man diese nun als Erbbegräbnisse reicher, mächtiger Familien erkannten Erdbauten für Schatzhäuser der Fürsten. Außer den von altersher bekannten beiden großen Kuppelgräbern hat man später viele kleinere mit übrigens gleicher, wenn auch weniger prächtiger Anlage und Ausschmückung, bisher aber nur im Osten Griechenlands, von Thessalien bis hinab nach Lakonien, gefunden. Das nördlichste liegt nahe am Golf von Volo. Das nächstsüdliche, wohl das prächtigste von allen, steht in Orchomenos, dem Sitze des reichen Königs Minyas. Die übrigen liegen beim Dörfchen Menidi in der Nähe von Athen, bei Thorikos am Ägäischen Meer, auf dem Ruinenfeld in Mykenä und dessen Nähe, in Amyklä, am südöstlichen und am westlichen Abhang des Taygetos. Die Zahl der kleinen Gräber ist sehr beträchtlich. Eine große Gruppe wurde bei Spata in Attika entdeckt, eine zweite liegt in den Felsabhängen von Mykenä zerstreut. Vgl. »Das Kuppelgrab bei Menidi« (hrsg. vom Deutschen archäologischen Institut in Athen, 1880); Belger, Beiträge zur Kenntnis der griechischen K. (Programm des Berliner Friedrich-Gymnasiums, 1887).