[771] Lüderitz, 1) Gustav, Kupferstecher, geb. 15. Dez. 1803 in Berlin, gest. daselbst 13. Febr. 1884, trat mit 16 Jahren in die dortige Akademie, 1822 in das Atelier des Kupferstechers Buchhorn und ging 1827 nach Paris, wo er im Atelier von Th. Richomme arbeitete und die Schwarzkunst erlernte. 1832 ging er nach London, um sich die Technik des Stahlstichs anzueignen. Dann kehrte er nach Berlin zurück, wo er bis an sein Ende tätig war. Er war königlicher Professor und Lehrer an der Kunstakademie. Seine Hauptstiche in Linienmanier sind: die Bergpredigt nach K. Begas, die Söhne Eduards nach Th. Hildebrandt und das trauernde Königspaar nach Lessing. Von seinen Schwarzkunstblättern sind hervorzuheben: Infantin Margarete von Spanien als Kind nach Velazquez, Romeo und Julia nach K. Sohn, Christuskopf auf dem Schweißtuch der heil. Veronika nach einem früher dem Correggio zugeschriebenen Bild im Berliner Museum, die Nähschule nach Vautier, die Mohrenwäsche nach K. Begas und Zu Gott! nach W. v. Kaulbach.
2) Franz Adolf Eduard, Großkaufmann und Begründer der ersten deutschen Kolonie in Südwestafrika, geb. 16. Juli 1834 in Bremen, gest. 1886, erlernte seit 1851 in dem väterlichen Haus das Tabakgeschäft, übernahm 1878 die Leitung des Hauses und wandte sich bald überseeischen Unternehmungen zu. Nachdem er 1881 eine Faktorei in Lagos gegründet hatte, erwarb er 1883 Angra Pequena (s. unten) und sein Hinterland, nach ihm Lüderitzland genannt, das 1884 unter deutschen Schutz gestellt wurde. Um die Schiffahrt des Oranjeflusses zu untersuchen, begab sich L. 1886 nach Südafrika und befuhr den Unterlauf des Flusses mit einem tragbaren Boot. Nach vergeblichen Versuchen, die Barre vor der Mündung zu überwinden, trat er 20. Okt. in einem offenen Fahrzeug die Fahrt nach Angra Pequena an, auf der er in der Küstenbrandung verunglückte.