Larevellière-Lépeaux

[196] Larevellière-Lépeaux (spr. -lepō), Louis Marie de, franz. Politiker, geb. 25. Aug. 1753 in Montaigu (Vendée), gest. 27. März 1824 in Paris. Schwächlich und verkrüppelt, wurde er Literat und Botaniker. 1789 ward er in die Nationalversammlung gewählt, wo er zur Linken gehörte. Im Konvent verfocht er mutig die Sache der Girondisten, wurde 1793 mit ihnen geächtet, wußte sich aber zu verbergen und kehrte nach dem 9. Thermidor in den Konvent zurück. Ein ehrlicher, wohlwollender, begeisterter, wenn auch nur mäßig begabter und überaus eitler Mann, wurde er Führer der »Unabhängigen«, die, von allen bisherigen Parteistreitigkeiten absehend, einen neuen dauernden, Zustand begründen wollten. So ward er Mitglied der Verfassungskommission von 1795, im November d. J. Mitglied des Direktoriums, wo er sich besonders mit Unterricht und Industrie beschäftigte. Bald schloß er sich der extremern Richtung im Direktorium, unter Barras, an, im Gegensatz zu den Direktoren Carnot und Barthélemy und der gemäßigten Mehrheit der Räte. Diese Widersacher beseitigte er, »um die Republik zu retten«, mit Barras und Rewbell durch den Staatsstreich vom 18. Fructidor (3. Sept. 1797). Allein Barras entledigte sich seiner bald: am 30. Prairial (18. Juni 1799) mußte L. mit zwei seiner Amtsgenossen die Entlassung nehmen. Als bald darauf Bonaparte zur Herrschaft gelangte, verweigerte er dieser jede Anerkennung. Er ward deshalb auch seiner Stelle am Institut de France beraubt und lebte seitdem in ehrenvoller Dürftigkeit. Seine politischen Reden und Vorträge sind in seinen »Opuscules moraux et politiques« (Par. 1798) vereinigt. Außerdem schrieb er mehrere Abhandlungen antiquarischen, linguistischen und naturgeschichtlichen Inhalts. Seine Denkwürdigkeiten hat sein Sohn Ossian bearbeitet (»Mémoires de L.«, Par. 1895, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 196.
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