[611] Litanei (griech., »Bitten, Flehen«), in der katholischen Kirche ein Gebet, das bei Bittgängen zur Abwehr von Unglücksfällen etc. abwechselnd von einem Vorbeter und der Gemeinde gesprochen oder gesungen wird. Man unterscheidet eine große und eine kleine L.; den Anfang bildet immer der Bittruf: »Kyrie eleison!«, den Schluß der Vers: »Lamm Gottes, das der Welt Sünden trägt, erbarm' dich unser!« Kirchlich approbiert sind nur vier Litaneien: 1) die Allerheiligen-L., das Vorbild aller übrigen; 2) die Lauretanische L. aus dem 13. oder 14. Jahrh., eine Anrufung und Lobpreisung Mariä, benannt nach der Kapelle der heiligen Jungfrau in Loreto (Lauretum), wo sie am frühesten in Gebrauch war; 3) die L. vom heiligen Namen Jesu (Namen-Jesu-L.), 1862 approbiert und besonders in Deutschland beliebt; dazu 4) die Herz-Jesu-L., 1898 approbiert. Auch in den Gottesdienst (besonders an Bußtagen) fand die L. Eingang und wurde für diesen Zweck von Luther sogar für die protestantische Kirche bearbeitet. In der Brüdergemeinde heißt die der Predigt vorangehende Betstunde L. Im übertragenen Sinne gebraucht man L. für eine eintönige, sich endlos wiederholende Herzensergießung oder Mitteilung. Vgl. Sauren, Die lauretanische L. (Kempten 1895); Santi, Die lauretanische L. (deutsch von Nörpel, Paderb. 1900).