Livre

[634] Livre (spr. līwr'), franz. Name des frühern Gewichtspfundes, dessen wichtigster Vertreter, die L. poids de marc, durch königlichen Erlaß vom Oktober 1557 in 16 Onces von 8 Gros oder Dragmes geteilt wurde und = 489,505847 g befunden ist. Nach dem Dekret vom 4. Nov. 1800 war L. als Nebenbezeichnung des Kilogramms = 10 Onces zu 10 Gros von 10 Deniers zugelassen, und ein bis Ende 1839 gültiger Erlaß vom 12. Febr. 1812 gestattete den Gebrauch der L. usuelle (L. nouvelle) von 4 Quarterons zu 4 Onces = 500 g. Grundlage des altfranzösischen Münzsystems war die Libra romana oder gallica Karls d. Gr. zu 12 Unzen = 367,129385 g (fraglich); ihr Gewicht in Silber stellte die Rechnungseinheit dar = 66,0833 Mk. der Talerwährung, geteilt in 20 Solidi zu 12 Denarii. Diese Einteilung blieb bestehen, als um 1080 der Marc von 8 Unzen Münzgewicht wurde und zwei Währungen das Übergewicht über alle andern erhielten: die L. tournoise und die um 1/4 im Wert höhere L. parisis (bis 1667). Der[634] SiLberwert einer L. parisis betrug nach dem Silbergehalt der wirklichen Münzen 1180–1226 = 20,189 Mk., unter Ludwig XIV. nur noch = 1,262 Mk. Eine Ordonnanz vom 4. April 1652 brachte Gleichförmigkeit in das Münzwesen, und seit 1715 entsprach die L. tournoise = 20 Sols von 4 Liards zu 3 Deniers einem Silbergehalt von 4505,157 mg = 81,0928 Pfennig. Am 14. April 1796 wurde der Wert des neuen Fünffrankstückes auf 1011/4 Sous der bisherigen Währung bestimmt, der Frank zur L. also = 81: 80 und 1 L. tournoise = 98,7654 Centimes der neuen Währung = 80 Pfennig. L. Sterling soviel wie Pfund Sterling.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 634-635.
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