Longueville [2]

[705] Longueville (spr. longg'wil'), franz. Adelsgeschlecht, das seinen Ursprung von einem Sohn Dunois', des Bastards von Orléans, ableitete, der zum Grafen von L. erhoben wurde und 1491 als Gouverneur der Normandie starb. Seine Nachkommen erlangten für ihre Auszeichnungen im Kriegsdienst 1505 den Herzogstitel und 1571 den von Prinzen von Geblüt. Unter diesen ist der bekannteste Henri, Herzog von L., Fürst von Neuchâtel und Valengin etc, geb. 1595, gest. 1663, französischer Gesandter in Münster 1645 bis 1648, dann Gouverneur der Normandie, die er in den Unruhen der Fronde zum Aufstand aufzureizen versuchte. Er wurde 18. Jan. 1650 mit den Prinzen von Condé und Conti verhaftet und zog sich nach seiner Freilassung auf seine Güter zurück. Seine Gemahlin Anne Geneviève von Bourbon-Condé, Tochter des Prinzen Heinrich II. von Condé, Schwester des großen Condé, geb. 1619 im Schloß von Vincennes, wo ihr Vater gefangen saß, gest. 15. April 1679, war die Seele der zweiten Fronde, bemächtigte sich des Stadthauses und leitete von da aus den Aufstand in Paris. Nach der Verhaftung ihres Gemahls und ihrer Brüder verführte sie Turenne zum Abfall vom Hofe. Sie leitete die Verteidigung von Bordeaux, zog sich aber nach Niederwerfung der Fronde in das Kloster Port-Royal-des-Champs zurück und beteiligte sich an der religiösen Bewegung des Jansenismus mit großem Eifer. Sie war geistvoll und schön und übte auf ihre Umgebung einen bestrickenden Einfluß aus. Vgl. Cousin, Madame de L. (2. Aufl., Par. 1859, 2 Bde.); Cock, The life of Madame de L. (Lond. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 705.
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