Loubet

[738] Loubet (spr. lūbä, sūdfranz. lubett), Emile, franz. Politiker, geb. 31. Dez. 1838 in Marsanne (Drôme), wurde Advokat, dann Bürgermeister der Stadt Montélimar. Mit dem spätern Präsidenten Carnot eng befreundet, wurde er 1876 in die Abgeordnetenkammer gewählt, wo er sich hauptsächlich als fleißiger und tüchtiger Arbeiter in den Ausschüssen bewährte und sich zu den gemäßigten Republikanern hielt. Nachdem L. bereits unter Tirard Arbeitsminister gewesen, erhielt er 1892 das Ministerpräsidium sowie das Departement des Innern. Da er sich aber außerstande fühlte, den Forderungen der Radikalen Halt zu bieten, nahm er 28. Nov. 1892 seine Entlassung. Freilich erhielt er in dem neuen Kabinett Ribot das Ministerium des Innern wieder; da er aber auf Seite der im Panamaskandal Kompromittierten trat, ward er von Ribot zur Amtsniederlegung gezwungen (10. Jan. 1893). Allein seine Ehrenhaftigkeit konnte nicht angefochten werden, und so ward er 16. Jan. 1896 zum Präsidenten des Senats, 18. Febr. 1899 sogar mit 483 Stimmen gegen 279 für Méline abgegebenen zum Präsidenten der Republik gewählt. Als solcher hat er streng konstitutionell regiert. Seine Reise nach Italien (im April 1904), wo er mit großer Begeisterung aufgenommen wurde, aber den Besuch beim Papste vermied, hat zur engern Verbindung des französischen und des italienischen Volkes beigetragen, die Klerikalen freilich tief erbittert. Vgl. H. Avenel, Le président Émile L. et ses prédécesseurs (Par. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 738.
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