Lublin [2]

[761] Lublin (Ljublin), Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), an der Bistrzyca, Knotenpunkt der Weichselbahn, nach Warschau die schönste Stadt Polens, hat eine Kathedrale (aus dem 13. Jahrh.), 11 andre kath. Kirchen, eine evangelische und 2 griech.-orthodoxe Kirchen, ein geistliches Seminar, verschiedene alte Klöster, ein schönes Rathaus, alte Paläste berühmter Adelsgeschlechter, ein großes Militärhospital, ein Knaben- und ein Mädchengymnasium, ein katholisches und ein evang. Alumnat, ein Irrenhaus, 3 Theater und (1897) 50,152 Einw., jedoch nur geringe kommerzielle und gewerbliche Bedeutung. Die Unterstadt ist ganz von Juden bewohnt. L. ist Sitz des Generalkommandos des 14. Armeekorps und eines Zivilgouverneurs. Von den alten Festungswerken sind nur noch die vier Tore (darunter das 1342 erbaute Krakauer Tor) und eine Schanze außerhalb der Stadt übrig. – Zu den Zeiten der Jagellonen zählte L. 40,000 Einw. und beherrschte den ganzen podolischen, wolhynischen und rotrussischen Handel. Nachdem es 1240 von den Tataren verwüstet worden, eroberte es 1244 der Fürst Daniel von Kalitsch; seitdem blieb es 57 Jahre russisch, bis es Wenzeslaus wiedereroberte. 1344 wurde L. von den Tataren belagert und 1477 verbrannt. Hier kam unter Siegmund August auf dem Reichstag 1568–69 die Vereinigung Polens und Litauens zustande. Am 11. Nov. 1831 wurde L. von den Russen erobert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 761.
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