[839] Lully (spr. lülli), Giovanni Battista, franz. Komponist, geb. 1633 in Florenz, gest. 22. März 1687 in Paris, kam als Küchenjunge an den Pariser Hof, wurde, als sein Musiktalent sich zeigte, Musikpage und bald Mitglied der »24 violons de Roi«, 1652 deren Dirigent und daneben noch Chef der neuerrichteten »16 petits violons« und schon 1653 Hofkomponist. Die Kompositionen Lullys für dies königliche Orchester (das bald Nachahmung fand, zuerst in London) bilden den Ausgangspunkt einer wirklichen, von der Kammermusik sich unterscheidenden Orchestermusik, und die »Lullysche Manier« wurde schnell ein neues Stilprinzip, indem die Ouvertüren und Tanzstücke der Ballettopern Lullys, zu Suiten zusammengestellt, auch außerhalb der Bühne gespielt wurden, was besonders in Deutschland die fast ein Jahrhundert gepflegte Form der »französischen Ouvertüre« (Orchestersuite) in Aufnahme brachte. Als, angeregt durch einzelne Aufführungen italienischer Opern (seit 1641), sich die ersten Anfänge einer französischen Oper zu entwickeln anfingen (vgl. Cambert), gelang es L. der bereits für Cavallis »Xerxes« (1660) u. »Ercole amante« (1662) Balletteinlagen für Paris komponiert hatte, durchzusetzen, daß das 1669 Perrin und Cambert verliehene Patent für Opernaufführungen 1672 ihm übertragen wurde,[839] da er bereits zum Rang eines königlichen Musik-Oberintendanten aufgestiegen war. So trat er an Camberts Stelle als Schöpfer einer nationalen französischen Oper, die sich von der italienischen nicht nur durch die Rolle unterschied, die in ihr das Ballett und der Chor spielte, sondern auch durch das starke Überwiegen des rhythmischen Elements über das melodische. Lullys Opern, unter denen die bedeutendsten »Alceste« (1674), »Thésée« (1675), »Atys« (1676), »Phaeton« (1683), »Roland« (1685), »Armide« (1686), erhielten sich auf dem Repertoire bis zum Auftreten Glucks. Einen bedeutenden Anteil an Lullys Erfolgen hatten hie vortrefflichen Textdichtungen Quinaults. Die Mehrzahl seiner Opern erschien in neuer Ausgabe in den »Chefs-d'œuvre classiques de l'opéra français« (Leipz.), die »Armide« auch in Eitners »Publikationen«. Vgl. Nuitter und Thoinan, Les origines de l'opéra français (Par. 1886) und E. Radet, Lully homme d'affaires, propriétaire et musicien (Par. 1891).