Magĭer

[75] Magĭer (altpers. magusch, lat. Magi), die Priester bei den Medern und nach dem Fall des medischen Reiches bei den Persern; sie übten auf Grund gewisser wissenschaftlicher Kenntnisse die heiligen Gebräuche der Religion, trieben aber auch Traumdeuterei und Mantik. Ihre Lehren nannte man Magismus, ihre Weisheit oder Scheinweisheit die Magie (s. d.). Sie genossen das größte Ansehen, hatten entscheidenden Einfluß auf alle öffentlichen und Privatangelegenheiten und umgaben beständig die Person des Fürsten. Zoroaster teilte sie in drei Klassen: Lehrlinge (Herbeds), Meister (Môbeds) und vollendete Meister (Desturmôbeds). Pasargadä, die Totenstadt der persischen Könige, war auch die Priesterstadt des Reiches, wo die M. ihren Mittelpunkt hatten. Bekannt ist der M. Gaumâta, der falsche Smerdes (s. Kambyses). Bei den Chaldäern, mit denen die M. früh verwechselt wurden, erwähnt Jeremias einen Magierorden, dessen Mitglieder aus den Sternen etc. weissagten; auch bei der Geburt Jesu werden M. erwähnt (s. Drei Könige). Später, im Zeitalter der Römer, hießen M. überhaupt die herumziehenden Astrologen, Wahrsager, Wundärzte und Gaukler Asiens, und noch gegenwärtig versteht man unter Magiern oder Magikern die sogen. Zauberer und Taschenspieler.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 75.
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