Marchesi

[271] Marchesi (spr. -kési), 1) Pompeo, Cavaliere, ital. Bildhauer, geb. 7. Aug. 1789 in Saltrio bei Mailand, gest. 6. Febr. 1858 in Mailand, bildete sich unter Canova und nach der Antike und ward Professor an der Akademie in Mailand. Von seinen ersten Arbeiten sind die Reliefs am Simplonbogen, eine Terpsichore und eine Venus Urania, die kolossalen Statuen des heil. Ambrosius und des Königs Karl Emanuel, die Bildsäule Voltas und das Denkmal der Sängerin Malibran zu nennen. Später fertigte M. die sitzende Statue Goethes in Marmor für die Stadtbibliothek in Frankfurt, dann (mit Manfredoni) das Standbild Kaiser Franz' 1. für Graz und das Standbild desselben Kaisers für die Hofburg in Wien. Seine besten Arbeiten sind das Grabmal des Herzogs Emanuel Philipp von Savoyen in Turin (1843) und die Mater dolorosa mit dem Leichnam Christi, der eine Gruppe von Gläubigen naht, kolossale Marmorgruppe in der Kirche San Carlo zu Mailand. M. verband Anmut und Weichheit der Form mit maßvoller Durchbildung.

2) Mathilde, geborne Graumann, Gesanglehrerin, geb. 26. März 1826 in Frankfurt a. M., Schülerin von O. Nicolai in Wien und M. Garcia in Paris, erlangte Ansehen als Konzertsängerin und verheiratete sich 1852 mit dem Sänger und Komponisten Salvatore M. de Castrone (geb. 1822 in Palermo), mit dem sie fortan vereint eine ersprießliche Tätigkeit als Gesanglehrerin entfaltete, zuerst seit 1854 am Wiener Konservatorium, 1861 in Paris, 1865–68 am Konservatorium in Köln, von wo beide 1869 nach Wien zurückkehrten und zunächst wieder am Konservatorium unterrichteten, dann aber 1878 bis 1881 eine eigne Gesangschule eröffneten. Seit 1881 leben sie wieder in Paris. Frau M. hat auch eine »Praktische Gesangsmethode« veröffentlicht sowie »Erinnerungen aus meinem Leben« (Wien 1877) und »Aus meinem Leben« (Düsseld. 1888). Vgl. »Mathilde M. and music; passages from the life of a famous singing-teacher« (Lond. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 271.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: