[309] Marinelli, Giovanni Giuseppe, hervorragender ital. Geograph, geb. 28. Febr. 1846 in Udine, gest. 2. Mai 1900 in Florenz, studierte in Padua Mathematik und Rechtswissenschaft, wurde 1867 Lehrer der Geographie und Geschichte am königlich technischen Institut in Udine, wirkte hier für die Errichtung zahlreicher meteorologischer Stationen in den Alpen und verfaßte den Anfang seiner umfangreichen »Materiali per l'altimetria italiana« und »Nomi propri orografici delle Alpi Carniche e Giulie« (Udine 1872). 1879 wurde M. als Professor der Geographie an die Universität Padua und 1892 in gleicher Eigenschaft nach Florenz berufen. Seit 1890 gehörte er der Deputiertenkammer an. M. ist der Hauptbegründer der neuen Schule der italienischen Geographie, die, ohne die historische Richtung ganz zu verlassen, die physische immer mehr zur Hauptsache macht. Von seinen Schriften sind besonders nennenswert: »Della geografia scientifica e di alcuni suoi nessi etc.« (Rom 1879); »La geografia ei Padri della Chiesa« (das. 1882; deutsch von Neumann: »Die Erdkunde bei den Kirchenvätern«, Leipz. 1884); »La superficie del Regno d'Italia« (3. Aufl., Rom 1883); »Saggio di altimetria della Regione Veneta« (Turin 1884). Seit 1883 gab er das große Werk »La Terra, trattato popolare di geografia universale« (Mailand) heraus; ferner erschienen von ihm: »Le Alpi Carniche« (Turin 1888); »Sui colli Euganei« (Padua 1888); »Venezia nella storia della geografia cartográfica ed esploratrice« (Venedig 1889), ein historischer Atlas in 34 Karten u. a. 1894 begründete er die »Rivista geografica italiana«. Aus seinem Nachlaß gab sein Sohn Olinto M. 1900 ein Vokabular der drei deutschen Sprachinseln im Friaul heraus. Letzterer, geb. 11. Febr. 1874 in Udine, ist Herausgeber der genannten »Rivista« und machte sich als Gletscher-, See- und Karstforscher bekannt.