Masson

[414] Masson (spr. massóng), 1) Antoine, franz. Kupferstecher, geb. 1636 in Loury bei Orléans, gest. 30. Mai 1700 in Paris, war anfangs Waffenschmied und gravierte Rüstungen, wodurch er auf die Kupferstecherkunst geführt wurde. Seine Arbeiten, 68 Blätter, bestehen größtenteils in Bildnissen nach Mignard und eignen Zeichnungen, unter denen das unter dem Namen Cadet à la perle bekannte Bildnis des Grafen Harcourt ein Musterblatt der Kupferstecherkunst ist. Ein Meisterstück sind auch die Jünger in Emmaus nach Tizian, das die Franzosen la Nappe (das Tischtuch) nennen, weil der Stecher Falten und Muster im Tischtuch darauf aufs täuschendste dargestellt hat. Überhaupt gelang ihm die Wiedergabe von Samtkleidern, polierten Waffen, Spitzen und eines reichen vollen Haupthaars am besten.

2) Victor, franz. Verlagsbuchhändler, geb. 1807 in Beaune, gest. 13. Mai 1879 in La Chassagne, übernahm, bei Hachette in Paris vorgebildet, 1846 die Crochardsche Buchhandlung, wurde 1857 Mitglied des Tribunal du commerce und 1862, wo er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt ward, in die Jury der Londoner Weltausstellung gewählt. Er gehörte lange Zeit zum Vorstande des Cercle de la librairie. Später zog er sich nach La Chassagne zurück. Aus seinem Verlag gingen besonders naturwissenschaftliche, medizinische und technologische Werke hervor, so von Cuvier, De Candolle, d'Orbigny, Milne Edwards, Quatrefages, Dechambre (»Dictionnaire encyclopédique des sciences médicales«, 100 Bde.), Laboulaye u. a. 1872 ging das Geschäft an seinen Sohn Georges M., geb. 2. Sept. 1839, Teilhaber seit 1860, über, der 1896 seinen Sohn Pierre M. als Teilhaber aufnahm (Firma seitdem »Masson et Cie.«) und 7. Juni 1900 starb. Die gegenwärtigen Leiter sind Pierre M. und Paul Bouchez.

3) (spr. mássŏn) David, engl. Gelehrter und Schriftsteller, geb. 2. Dez. 1822 in Aberdeen, studierte dort und in Edinburg, erhielt 1852 die Professur der englischen Literatur am University College in London und wurde 1865 an die Universität Edinburg für Rhetorik und englische Literatur berufen. Auch war er 1859–68 Herausgeber von »Macmillan's Magazine«. Er schrieb: »Essays, biographical and critical« (1856), wieder abgedruckt und mit neuern Essays vermehrt in 3 Bänden u. d. Einzeltiteln: »Wordsworth, Shelley, Keats, and other essays«, »The three devils: Luther's, Milton's and Goethe's« und »Chatterton« (1874, neue Ausg. 1899); »Life of John Milton« (1859–79, 6 Bde.; Index 1895; Bd. 1–3 in neuer Ausg. 1881, 1890 u. 1894), sein für klassisch geltendes Hauptwerk; »British novelists and their styles« (1859); »Recent British philosophy« (1865, 3. Aufl. 1877); »Drummond of Hawthornden« (1873); »Th. Carlyle personally and in his writings« (1885); »Edinburgh sketches and memories« (1892), eine Biographie von De Quincey (in der Sammlung »English men of letters«, 1881), dessen gesammelte Werke er herausgab (1896–97, 14 Bde.). Auch besorgte er die sogen. »Cambridge edition« von Miltons poetischen Werken (1874, 3 Bde.).

4) Frédéric, franz. Geschichtschreiber, geb. 8. März 1847 in Paris, seit 1866 Hilfsarbeiter und Bibliothekar am Archiv des Kriegsministeriums, 1880 wegen politischer Meinungsverschiedenheiten zur Disposition gestellt; 1904 wurde er Mitglied der Akademie. Er veröffentlichte: »La révolte de Toulonen prairial an III« (1875); »Le département des affaires étrangères pendant la Révolution« (1877); »Le marquis de Grignan« (1881, 2. Aufl. 1887); »Les diplomates de la Révolution: H. de Basseville à Rome, Bernadotte á Vienne« (1883); »Le cardinal de Bernis 1758–1794« (1884); »Napoléon chez lui« (11. Aufl. 1894; deutsch, Leipz. 1895 u. öfter); »Napoléon et les femmes« (14. Aufl. 1894; deutsch, zuletzt das. 1905); »Napoléon inconnu, Papiers inédits, 1786–1793« (hrsg. mit Biagi 1895, 2 Bde.); »Napoléon et sa famille« (1897–1906, Bd. 1–7); »Joséphine de Beauharnais« (1899); »Joséphine impératrice et reine« (1899) und »Joséphine répudiée« (1901; deutsch, Leipz. 1902); »L'impératrice Marie Louise« (1902); »Napoléon et son fils« (2. Aufl. 1904). Auch gab er die Memoiren und politische Korrespondenz des Kardinals Bernis (1878, 2 Bde.) und »Journal inédit de Jean Baptiste Colbert, marquis de Torcy« (1884) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 414.
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