Melchisēdek

[574] Melchisēdek (»König der Gerechtigkeit«, 1. Mos. 14,18), Priesterkönig von Salem (Jerusalem), der als Verehrer des höchsten Gottes einsam im damaligen Kanaan dasteht und den aus dem Kampf mit Kedor Laomer zurückkehrenden Erzvater Abraham, der ihm den Zehnten bringt, mit Speise und Trank erquickt und segnet. Er galt, von jeher als bedeutsam erkannt, dem Verfasser des Hebräerbriefs (nach Psalm 110,4) als Vorbild Christi, den sogen. Melchisedekiten, einer Sekte um 200, als himmlischer Erlöser, während ihn Philo mit dem Logos (Vernunft), die alte Kirche mit einem Engel und dem Heiligen Geist identifiziert und »das christliche Adamsbuch des Morgenlandes« (5. oder 6. Jahrh. v. Chr.) ihn zum ewiglebenden Priester bei dem Adamsgrab unter dem Felsen Golgathas macht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 574.
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