Mensurālnotenschrift

[619] Mensurālnotenschrift, die im 12. Jahrh. erfundenen Noten von bestimmbarer Zeitdauer (mensurabilis = meßbar) im Gegensatz zu den Noten der musica plana (s. Choralnote), die nur Tonhöhe und Melismen in ihrer Verteilung auf die Textsilben anzeigten, während der Rhythmus vom Metrum abhing. Die M. wurde nötig, als man anfing, vom gleichzeitigen Vortrage derselben Textsilben durch zwei Stimmen abzugehen und auch drei- und vierstimmig zu schreiben. Die bis Ende des 13. Jahrh. allein zur Anwendung kommenden Notenwerte der M. waren: die Longa Bild im Fließtext Brevis Bild im Fließtext und Semibrevis Bild im Fließtext sowie die Duplex Longa oder Maxima Bild im Fließtext. Erst gegen 1300 kamen die kleinern Werte der Minima Bild im Fließtext und Semiminima Bild im Fließtext auf. Dazu kamen aber Zusammenziehungen mehrerer Noten zu sogen. Ligaturen, für deren Geltung besondere Regeln aufgestellt wurden. Zu Anfang des 15. Jahrh. führte man statt dieser schwarzen die weißen (hohlen) Noten ein und behielt die Schwärzung nur für noch kleinere Notenwerte, für die größern aber nur zur Andeutung imperfekter Mensur bei. Die Zeichen erhielten daher nun die Gestalt: Maxima Bild im Fließtext, Longa Bild im Fließtext, Brevis Bild im Fließtext, Semibrevis (unsre ganze Taktnote) Bild im Fließtext, Minima (die Halbe) Bild im Fließtext, Semiminima (das Viertel) Bild im Fließtext oder Bild im Fließtext, Fusa (das Achtel) Bild im Fließtext oder Bild im Fließtext, Semifusa (das Sechzehntel) Bild im Fließtext oder Bild im Fließtext. Wie die Notenzeichen von der Semiminima an, waren auch die Pausezeichen von der Fusa abwärts eine Zeitlang schwankend, nämlich Bild im Fließtext oder Bild im Fließtext (Achtel), Bild im Fließtext oder Bild im Fließtext (Sechzehntel), bis endlich hier wie dort die in zweiter Linie gegebenen Zeichen alleinherrschend wurden. Vgl. Art. »Notenschrift« (mit Tafel, Fig. 6 u. 7). Die heute übliche Rundung der Notenzeichen war in der gewöhnlichen Schrift schon im 15. Jahrh. üblich (nur nicht bei den Kalligraphen), wurde aber, abgesehen von vereinzelten Versuchen, wie dem des Carpentras (1532), im Druck erst gegen 1700 eingeführt. Vgl. H. Bellermann, Die Mensuralnoten und Taktzeichen des 15. und 16. Jahrhunderts (Berl. 1858, 2. Aufl. 1906); Jacobsthal, Die M. des 12. und 13. Jahrhunderts (das. 1871); Riemann, Studien zur Geschichte der Notenschrift (Leipz. 1878) und Notenschrift und Notendruck (das. 1896); Joh. Wolf, Geschichte der Mensuralnotation von 1250–1460 (3 Teile, das. 1904–05).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 619.
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