[95] Choralnote, die spätmittelalterliche Notierungsweise des Gregorianischen Chorals, die nicht den Rhythmus ausdrückt, sondern nur die Tonhöhenveränderungen. Die C. ist im Grunde von den ältern Neumen (s.d.) nur durch Annahme eckiger Formen, welche die Tongebungen bestimmter markieren, verschieden. Mit den Mensuralwerten der Longa, Brevis und Semibrevis haben diese Zeichen trotz der Gleichheit der Gestalt nichts zu tun. Die im 12. Jahrh. aufkommende Mensuralmusik benutzte zwar die Notenzeichen der C. und verlieh ihnen bestimmte rhythmische Bedeutung, aber die C. selbst wurde noch bis ins 15. Jahrh. zur Notierung neuer Melodien (von Hymnen, Sequenzen und Liedern aller Art) in der alten Weise weiter verwendet, deren Rhythmus nicht von der Gestalt der Noten, sondern von dem Metrum des Textes abhängt. Vgl. Bernoulli, Die Choralnotenschrift bei Hymnen und Sequenzen (Leipz. 1898) und Riemann, Die Melodik der Minnesänger (das. 1897).