Bellermann

[612] Bellermann, 1) Johann Joachim, Theolog und Semitist, geb. 23. Sept. 1754 in Erfurt, gest. 25. Okt. 1842 in Berlin, seit 1782 Privatdozent und später Professor an der Universität zu Erfurt, 1804 Direktor des Gymnasiums zum Grauen Kloster in Berlin, nach Gründung der dortigen Universität auch außerordentlicher Professor der Theologie und Konsistorialrat. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Handbuch der biblischen Literatur etc.« (2. Aufl., Erfurt 1796–1804, 4 Bde.); »Bemerkungen über phönikische und punische Münzen« (4 Programme, das. 1812–46); »Über die Gemmen der Alten mit dem Abraxasbilde« (3 Programme, das. 1817–19) u. a.

2) Christian Friedrich, Sohn des vorigen, geb. 8. Juli 1793 in Erfurt, gest. 24. März 1863 in Bonn, studierte in Berlin und Göttingen Theologie, war 1818–25 Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Lissabon, 1827–35 Prediger der preußischen Gesandtschaft und der deutsch französischen evangelischen Gemeinde zu Neapel, dann Pfarrer an der St. Paulskirche in Berlin und trat 1858 in den Ruhestand. Außer mehreren theologischen Schriften gab er heraus: »Über die ältesten christlichen Begräbnisstätten, besonders die Katakomben zu Neapel« (Hamb. 1839); »Die alten Liederbücher der Portugiesen« (Berl. 1840), eine seinerzeit beachtenswerte Studie; »Erinnerungen aus Südeuropa« (das. 1851); »Portugiesische Volkslieder und Romanzen« (Leipz. 1864).

3) Friedrich, Philolog, Bruder des vorigen, geb. 8. März 1795 in Erfurt, gest. 5. Febr. 1874 in Berlin, beteiligte sich an den Feldzügen von 1813–15, studierte dann in Berlin und Jena, war seit 1819 am Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin tätig, seit 1847 als Direktor, und trat 1867 in den Ruhestand. B. hat sich besonders um die Kenntnis der griechischen Musik verdient gemacht; hierher gehören: »Die Hymnen des Dionysios und Mesomedes« (Berl. 1840); »Anonymi scriptio de musica et Bacchii senioris introductio artis musicae« (das. 1841, zum erstenmal herausgegeben und erläutert) und »Die Tonleitern und Musiknoten der Griechen« (das. 1847). Sonst sind zu nennen: »Griechische Schulgrammatik« (6. Aufl., Leipz. 1897) nebst Lesebuch (9. Aufl., das. 1896) und eine Schulausgabe von Sophokles' »König Ödipus« (Berl. 1857).

4) Ferdinand, Maler, geb. 14. März 1814 in Erfurt, gest. 11. Aug. 1889 in Berlin, bildete sich auf der Kunstschule in Weimar und später auf der Berliner Akademie unter Blechen und W. Schirmer, bereiste seit 1840 die Niederlande und Norwegen und 1842 bis 1845 Venezuela, hielt sich 1853 in Italien auf und wurde 1866 Lehrer der Landschaftsmalerei an der Berliner Akademie der Künste. Am bekanntesten hat er sich durch seine südamerikanischen Ansichten gemacht, die sich ebensosehr durch den Reichtum des Kolorits wie durch die auch von A. v. Humboldt gerühmte wissenschaftliche Treue auszeichnen (Lichtdruckausgabe, 24 Blatt mit Text von H. Karsten, Berl. 1894). Hauptbilder sind: die Guacharohöhle (Nationalgalerie in Berlin) und Abend im Tal von Caracas.

5) Heinrich, Komponist und Theoretiker, Sohn von B. 3), geb. 10. März 1832 in Berlin, machte seine musikalischen Studien unter der Leitung Eduard Grells, wurde 1853 Gesanglehrer am Gymnasium zum Grauen Kloster und nach A. B. Marx' Tode 1866 Professor der Musik an der Berliner Universität. Ein hochverdienstliches Werk Bellermanns ist »Die Mensuralnoten und Taktzeichen des 15. und 16. Jahrhunderts« (Berl. 1858); dagegen steht auf einem durchaus veralteten Standpunkte sein Lehrbuch »Der Kontrapunkt« (das. 1862, 3. Aufl. 1887). Außer diesen veröffentlichte er noch »Die Größe der musikalischen Intervalle als Grundlage der Harmonie« (Berl. 1873) und eine Biographie Ed. Grells (das. 1899). Als Komponist ist B. in Chorliedern, Motteten, Chören zu Sophokleischen Tragödien und dem »Gesang der Geister über dem Wasser« (mit Orchester) aufgetreten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 612.
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