Mignet

[780] Mignet (spr. minjä), François Auguste Marie. ausgezeichneter franz. Geschichtschreiber, geb. 8. Mai[780] 1796 in Aix, gest. 24. März 1884 in Paris, studierte mit seinem Freunde Thiers daselbst die Rechte und wurde 1818 Advokat. Der Erfolg seiner Preisschrift »De l'état du gouvernement de saint Louis et des institutions de ce prince« (Par. 1822), die gekrönt ward, bestimmte ihn, sich der Literatur zu widmen. Er wandte sich 1821 nach Paris und beteiligte sich bei der Redaktion des liberalen Oppositionsblattes »Courrier français«, bis er 1830 zu dem von Thiers neugegründeten »National« überging. Gleichzeitig hielt er geschichtliche Vorlesungen am Athénée und schrieb seine berühmte »Histoire de la Révolution française« (Par. 1824, 2 Bde.; 13. Aufl. 1880; deutsch von Burckhardt, Leipz. 1842, 2 Bde.; von Köhler, das. 1873), worin er in glänzender Sprache, jedoch mit absichtlich lobender Tendenz, den ursachlichen Zusammenhang der einzelnen Revolutionsereignisse entwickelte. Nach der Julirevolution, bei der er durch Teilnahme an dem Protest der liberalen Journalisten tätig war, erhielt er den Titel eines Staatsrats und wurde Direktor des ungemein reichhaltigen und wichtigen Archivs im Ministerium des Auswärtigen. 1832–35 war er Mitglied der Kammer. Bei der Gründung der fünften Klasse des Instituts der Akademie (Académie des sciences morales et politiques) 1832 ward er zu deren Mitglied und später zu ihrem Sekretär, 1836 aber zum Mitglied der französischen Akademie ernannt. Die geistreichen Gedächtnisreden, die er als Sekretär der fünften Klasse des Instituts gehalten hat, sowie einige kürzere Aufsätze finden sich in den »Notices et mémoires historiques« (1843, 2 Bde.; 3. Aufl. 1854; deutsch von Stolz, Leipz. 1843, 2 Bde.) und in den »Nouveaux éloges historiques« (1877) gesammelt. Als Mitglied des unter Guizots Ministerium gegründeten historischen Komitees gab M. das vortreffliche Werk »Négociations relatives á la succession d'Espagne« (1836–44, 4 Bde.) heraus. Die Februarrevolution beraubte ihn seiner Stelle im Ministerium und im Staatsrat, und nach dem 2. Dez. 1851 verzichtete er auch auf den Titel des Vorsitzenden des historischen Ausschusses. Noch ist von seinen Werken hervorzuheben: »Antonio Perez et Philippe II« (1845, 5. Aufl. 1881; deutsch von Birch, Stuttg. 1844); »Charles-Quint, son abdication, son sèjour et sa mort an monastère de Yuste« (1854, 10. Aufl. 1882); »Histoire de Marie Stuart« (1850, 2 Bde.; 6. Aufl. 1884; deutsch von Bülau, Leipz. 1852); »Rivalité de François I et de Charles-Quint« (1875, 2 Bde.; 2. Aufl. 1876); »Etudes historiques« (5. Aufl. 1884). Vgl. Trefort, M. und seine Werke (Budapest 1885); Petit, François M. (Par. 1889), und J. Simon, M., Michelet, Henri Martin (das. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 780-781.
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