Perez

[580] Perez, Antonio, Staatssekretär Philipps II., geb. 1539 in Monreal (Aragonien), gest. 3. Nov. 1611 in Paris, ward durch Ebolis Vermittelung 1567 an seines Vaters Stelle Philipps Geheimsekretär und erlangte durch seine außerordentliche Geschäftsgewandtheit, trotz seines eitlen und hochfahrenden Charakters, bei diesem einen bedeutenden Einfluß. Nach Ebolis Tode war er der Führer der dem Herzog von Alba feindlichen Friedenspartei, deren Vorherrschaft er bis zur Erledigung des portugiesischen Thrones (1580) aufrecht erhielt. Im Interesse dieser Friedenspolitik hatte er 1578 den ehrgeizigen Sekretär des Don Juan d'Austria, Juan de Escobedo, mit Philipps Einverständnis beseitigen lassen, gleichzeitig aber auch einen Akt persönlicher Rache geübt, da Escobedo sein Liebesverhältnis zur Witwe des Fürsten von Eboli zu verraten gedroht hatte. Als dann die portugiesischen Verhältnisse der Partei des Herzogs von Alba wieder zu überwiegendem Einfluß verhalfen, wurde Philipp davon verständigt, wie P. das königliche Vertrauen zu seinem persönlichen Vorteil mißbraucht hatte. Philipp ließ daraufhin P. und der Fürstin von Eboli den Prozeß machen; doch wurde dieser jahrelang gegen erstern nur zum Schein geführt, bis er sich durch seine Arroganz selbst des Königs Vertrauen verscherzte. Als er merkte, daß er ernstlich zur Rechenschaft gezogen werden sollte, entfloh er nach Aragonien, dessen besondere Gerichtsverfassung ihn gegen jeden Akt der Kabinettsjustiz sicherte und es ihm ermöglichte, seine Verteidigung zu einer unmittelbaren Anschuldigung Philipps zu gestalten. Als er dann vor das Inquisitionsgericht gezogen werden sollte, wußte er dies den Aragoniern als eine Verletzung ihrer Verfassung darzustellen und damit einen Aufstand zu erregen, der erst nach zweijährigem Kampfe niedergeworfen werden konnte. Inzwischen hatte sich P. alle Sympathien in Aragonien verscherzt und war schließlich außer Landes geflohen. Zunächst wurde er von Philipps Gegnern in England und Frankreich bereitwillig auf genommen und reichlich unterstützt, so daß er eine eifrige Preßfehde gegen Philipp eröffnen konnte, deren Frucht seine Cartas und Relaciones, interessante. aber durchaus tendenziöse Machwerke, gewesen sind. Bald aber geriet er in Vergessenheit und starb, verachtet und verkommen, in Paris. Vgl. Bermudez de Castro, Antonio P. (Madr. 1842); Mignet, Antonio P. et Philippe II (5. Aufl., Par. 1881). Gutzkow benutzte sein Schicksal als Gegenstand seines Dramas »Philipp und P.«, das aber ein ganz falsches Bild von P. entwirft.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 580.
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