Miguel

[782] Miguel (spr. -ghĕl), Dom Maria Evaristo, geb. 26. Okt. 1802 in Lissabon, gest. 14. Nov. 1866, dritter Sohn des Königs Johann VI. von Portugal. Ein fanatischer Gegner des konstitutionellen Prinzips, zettelte er 1824 eine Verschwörung an und ließ plötzlich 30. April die Minister verhaften und den Vater im Palast bewachen; dieser aber entkam 9. Mai auf ein im Hafen liegendes englisches Linienschiff. M. wurde hierauf verbannt und ging nach Wien. Nach seines Vaters Tode (10. März 1826) überließ Kaiser Dom Pedro von Brasilien den portugiesischen Thron seiner Tochter Maria da Gloria mit der Bestimmung, daß sich die Königin mit ihrem Oheim M., der bis zu ihrer Mündigkeit Regent sein sollte, vermählen solle. M. beschwor hierauf die Charte Dom Pedros und übernahm 26. Febr. 1828 die Regentschaft, doch nur, um die konstitutionellen Cortes aufzulösen, 3. Mai die alten Cortes zu berufen und sich von ihnen 30. Juni als König ausrufen zu lassen. Er benutzte seine Macht zur schonungslosesten Verfolgung der Liberalen. Indes nur Spanien und der Papst erkannten ihn an. Auf der Insel Terceira sammelte Dom Pedro, der im Juni 1831 selbst aus Brasilien kam, mit Unterstützung Englands und Frankreichs ein Heer, eroberte 8. Juli 1832 Oporto, besetzte 28. Juli 1833 Lissabon und führte Donna Maria als Königin zurück. Da sich auch Spanien für die letztere erklärte, mußte M. 26. Mai 1834 zu Evora auf den Thron verzichten. 1851 vermählte er sich mit der Prinzessin Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und lebte seitdem meist auf Schloß Heubach bei Miltenberg oder Schloß Bronnbach bei Wertheim in Baden. M. hinterließ außer sechs Töchtern einen 19. Sept. 1853 gebornen Sohn, Dom Miguel, der Major in der österreichischen Armee ist. Vgl. Freirede Carvalho, Memorias da usurpação de D. M. (Lissab. 1841–43, 4 Bde.) und Ensaio politico sobre as causas da usurpação de D. M. (das. 1842).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 782.
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