Mistral

[908] Mistral (Maëstral, Magistral, Meistre, Mistraou, Vent de Cers, Circius der Alten), kalter, stürmischer Nord- oder Nordwestwind im südlichen Frankreich und in Griechenland, der zwar die Luft reinigt, aber der Gesundheit und dem Gedeihen der Vegetation sehr nachteilig ist. Er entsteht besonders im Winter, wenn sich über Südfrankreich höherer Luftdruck als über dem Golf von Lyon einstellt und infolgedessen Nord- oder Nordwestwinde eintreten, deren Heftigkeit durch den großen Temperaturgegensatz zwischen dem warmen Mittelmeerbecken und dem kältern Binnenlande vermehrt wird (s. Fallwinde). Daß auch die Erwärmung der Küstenebenen auf die Entstehung des M. von Einfluß ist, kann aus dem Umstand ersehen werden, daß der M. oft bei Nacht beinahe verschwindet, am Morgen wieder beginnt und mit steigender Sonne an Heftigkeit zunimmt. Der M. weht vorzugsweise in dem Küstensaum von der Mündung des Ebro bis in den Golf von Genua und ist in einer geringen Entfernung vom Lande nicht mehr zu spüren. Am häufigsten und heftigsten tritt er in der Provence und Languedoc, namentlich im untern Rhonetal (Avignon), in dem die kalte Luft einen natürlichen Abzugskanal vorfindet, auf. Wenn der M. weht, ist der Himmel fast immer wolkenlos, die Luft sehr trocken und der Gegensatz zwischen dem herrlichen Sonnenschein und der eisigen, durchdringenden Kälte des Windes auffallend. Irrtümlich heißt auch jeder Nordwestwind in Algerien M., obwohl er dort vom Meere her kommt und daher nicht zu den Fallwinden gehört. Vgl. Dersch, Über den Ursprung des M. (»Zeitschrift für Meteorologie«, Wien 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 908.
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