Monokotyledōnen

[77] Monokotyledōnen (Monokotylen, Spitzkeimer, einsamenlappige Pflanzen, auch Akroblasten), Abteilung des Pflanzenreichs, im Gegensatz zu den Dikotyledonen diejenigen Angiospermen umfassend, deren Keimling nur einen einzigen Samenlappen (Kotyledon) besitzt. Außerdem unterscheiden sie sich von den Dikotyledonen in folgenden Merkmalen. Der unterirdische Stengel ist nicht selten als Zwiebel oder Knolle entwickelt. Die Blätter sind ohne Nebenblätter, meist ungeteilt und in der Regel mit[77] parallelen oder bogenförmig laufenden, selten mit netzartigen Nerven versehen. Auf dem Querschnitt des Stengels stehen die geschlossenen Gefäßbündel nicht in einem Kreis, wie bei den Dikotyledonen, sondern unregelmäßig zerstreut; der Stengel ist daher auch eines peripherisch fortschreitenden, dauernden Dickenwachstums unter Bildung eines Holzkörpers mit konzentrischen Jahresringen nicht fähig, worauf Endlichers Bezeichnung der M. als Endogenen (Endogenae) sich bezieht. Daher tritt auch die eigentliche Baumform hier nur in wenigen Fällen auf. Die Blüten zeigen in der Zahl der Glieder ihrer Blattkreise vorherrschend die Dreizahl. Wo die Blütenhülle nicht fehlt, ist sie meistens als Perigon entwickelt. Die M. zerfallen in die Ordnungen der Liliifloren, Spadizifloren, Glumifloren, Scitamineen, Gynandren und Helobien. Entgegen der früher herrschenden Ansicht, daß die M. in der Erdgeschichte als Vorläufer der Dikotyledonen aufgetreten seien, sind fossile Reste von M., namentlich Najadazeen und Typhazeen, mit Sicherheit erst in der Kreide nachgewiesen worden. Im Tertiär entwickeln besonders die Palmen einen bedeutenden Formenreichtum, selbst in Gegenden, wo heute keine Palmen mehr gedeihen. Auch Helobien und Liliifloren sind bereits aus dem Eocän bekannt. Es ist danach anzunehmen, daß M. und Dikotyledonen sich seit der spätern mesozoischen Zeit unabhängig nebeneinander entwickelt haben.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 77-78.
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